In seinem ersten SFV-Aufgebot setzt Vladimir Petkovic auf den Schweizer WM-Stamm. 18 Teilnehmer der vergangenen Copa in Brasilien werden auch für den Start der EM-Kampagne gegen England nominiert.
Die Selektion für den schwierigen Auftakt am übernächsten Montag in Basel beinhaltet an sich wenig Überraschendes und wird kaum eine längere Debatte auslösen. Von jener Equipe, die am 1. Juli im Achtelfinal gegen Argentinien 0:1 unterlegen ist, fehlen nur Diego Benaglio, Michael Lang, Reto Ziegler, Mario Gavranovic und Tranquillo Barnetta.
Benaglio ist letzte Woche überraschend aus der Schweizer Auswahl zurückgetreten, Lang ist zusammen mit GC vom Radar verschwunden, Ziegler ist auf Vereinssuche, Gavranovic steckt nach seinem Kreuzbandriss mitten im Aufbau. Nur Barnetta ist ein Härtefall. Der Schalker Joker schaffte den Cut eher überraschend nicht. Im Gegensatz zu anderen SFV-Probables sitzt der 29-Jährige im Klub wenigstens auf der Bank. Der Erfahrung des dreifachen WM- und zweifachen EM-Starters, der beim letzten Qualifikations-Duell mit den «Three Lions» im Wembley (2:2) eine Freistosstor-Doublette produziert hat, zieht der neue Selektionär die Unbekümmertheit der nächsten Generation vor – beispielsweise Pajtim Kasami (22).
Der Ex-U17-Weltmeister, seit geraumer Zeit rastlos und inzwischen beim griechischen Champion Piräus angelangt, kehrt nach mehrmonatiger Absenz auf A-Nationalteam-Niveau zurück. Letztmals wurde der kräftige Mittelfeld-Antreiber im November im Test gegen Südkorea in Seoul berücksichtigt. Für das Turnier in Brasilien hat die Performance beim Premier-League-Absteiger Fulham hingegen nicht genügt. Nach dem mittlerweile sechsten Transfer innerhalb von knapp fünf Jahren erhält Kasami eine neue Chance.
In der zentralen Achse erweitert Petkovic seinen Spielraum. Fabian Frei, in der letzten Saison mit 54 Spielen in vier verschiedenen Wettbewerben Basels Marathonmann, taucht wieder im Kreis der Schweizer Elite auf. Der defensive Allrounder ist eine Alternative für den bei Napoli nicht mehr erwünschten Blerim Dzemaili, den Vertreter von Captain Gökhan Inler und von Valon Behrami.
Mit Loris Benito – er wechselte im Sommer vom FCZ zu Benfica – Silvan Widmer (Udinese) und dem Augsburger Keeper Marwin Hitz bot der Nachfolger von Ottmar Hitzfeld drei Neulinge auf. Benito sass in Portugal an den ersten beiden Spieltagen nur auf der Tribüne. Widmer hingegen gehört in der Serie zum erweiterten Stamm. Hitz ist hinter dem gesetzten Yann Sommer und Roman Bürki die klare Nummer 3.
Die Frage wird sein, wie Petkovic das Mittelfeld gruppiert. Angesichts der sehr kurz bemessenen Vorbereitungszeit ist zumindest in der Startphase der Ausscheidung für die Endrunde 2016 in Frankreich nicht mit einer Umstellung des bewährten 4-2-3-1-Systems zu rechnen. Die offensive Schaltzentrale dürften weiterhin Admir Mehmedi, Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka besetzen.
Offen ist, wer gegen England im Sturm beginnt. Haris Seferovic hat in Frankfurt sofort Fuss gefasst und in zwei Pflichtspielen bereits zweimal getroffen. Der WM-Fixstarter Josip Drmic hingegen muss nach seinem Aufstieg zu Bayer Leverkusen erst einmal hinten anstehen. Petkovic dürfte die Karten neu mischen.
EM-Qualifikation. Schweizer Aufgebot für die Partie gegen England am 8. September in Basel. – Tor: Yann Sommer (Mönchengladbach/6 Spiele/0 Tore), Roman Bürki (Freiburg/0), Marwin Hitz (Augsburg/0). – Verteidigung: Loris Benito (Benfica Lissabon/0), Johan Djourou (Hamburg/48/1), Stephan Lichtsteiner (Juventus/67/5), Ricardo Rodriguez (Wolfsburg/25/0), Fabian Schär (Basel/8/3), Philippe Senderos (Aston Villa, 54/5), Steve von Bergen (Young Boys/43/0), Silvan Widmer (Udinese/0). – Aufbau/Sturm: Valon Behrami (Hamburg/52/2), Josip Drmic (Leverkusen/11/3), Blerim Dzemaili (Napoli/37/2), Gelson Fernandes (Rennes/48/2), Fabian Frei (Basel/4/0), Gökhan Inler (Napoli/77/6), Pajtim Kasami (Piräus/2/1), Admir Mehmedi (Freiburg/25/2), Haris Seferovic (Eintracht Frankfurt/15/2), Xherdan Shaqiri (Bayern München/37/12), Valentin Stocker (Hertha Berlin/25/3), Granit Xhaka (Mönchengladbach/30/5).