Basel-Stadt startet als erster Kanton definitiv schon im kommenden Sommer mit der Einführung des umstrittenen Lehrplans 21. Innerhalb von sechs Jahren soll im Stadtkanton an der ganzen Volksschule nach dem neuen Lehrplan unterrichtet werden.
Der Erziehungsrat hat beschlossen, den Lehrplan 21 ab dem 17. August 2015 in Kraft zu setzen. Gefallen sei dieser Entscheid einstimmig, hiess es am Donnerstag an einer Medienkonferenz des baselstädtischen Erziehungsdepartements (ED). Bis zum Ende des Schuljahres 2021/22 soll die Einführungsphase abgeschlossen sein.
Auch im Stadtkanton habe es von Lehrpersonen und Schulleitungen kritische Stellungnahmen zum Lehrplan 21 gegeben, räumte ED-Chef Christoph Eymann ein, der auch die Erziehungsdirektoren-Konferenz präsidiert. Es bestehe nun aber eine grundsätzliche Zustimmung zur Einführung.
Zur rechten Zeit
Für den Stadtkanton kommt der Lehrplan 21 gerade zur rechten Zeit. Denn im Zuge der laufenden Umstellung des Basler Schulsystems auf HarmoS wird in Basel-Stadt ab dem Schuljahr 2015/16 auch die neue Sekundarschule mit drei Leistungszügen eingeführt. Ohne Lehrplan 21 hätte Basel-Stadt deshalb eigens Übergangslehrpläne ausarbeiten müssen, sagte Eymann.
Für den Basler Erziehungsdirektor ist der Lehrplan 21 auch deshalb ein Meilenstein, weil dank ihm die beiden Basel erstmals zu einem mehr oder weniger identischen Schulsystem kommen. Schon 2012 haben Basel-Stadt und Baselland als erste Kantone beschlossen, gleiche Stundentafeln an Volksschule und Gymnasien einzuführen.
Ob sich diese Harmonisierung vollumfänglich umsetzen lässt, ist indes noch offen. Im Kanton Baselland hat zwar der Bildungsrat die Einführung des Lehrplans 21 an der Primarschule ab 2015 und an der Sekundarschule ab Schuljahr 2018/19 beschlossen. Hängig ist jedoch noch eine Parlamentarische Initiative, welche die Kompetenz zur Einführung des Lehrplans 21 dem Landrat übertragen will.
Vorbereitungen weit fortgeschritten
Für die rasche Einführung des neuen Lehrplans ist Basel-Stadt laut den Verantwortlichen gut gerüstet. Die Vorbereitung seien schon seit eineinhalb Jahren im Gang, hiess es. Für die Lehrkräfte startet im Januar ein Einführungsprogramm mit Weiterbildungen. Angeboten werden auch Nach- und Zusatzqualifikationen für die neuen Schulstufen und Fächer.
Für Deutsch, Fremdsprachen und Mathematik stehen bereits Lehrmittel zur Verfügung, die zum neuen Lehrplan passen. In den andern Fächern werden die bisherigen Lehrmittel verwendet, bis neue vorliegen.
Kompass, kein Gesetzbuch
Das Basler Erziehungsdepartement sieht im neuen Lehrplan einen Kompass und nicht ein Gesetzbuch. Konkret umgesetzt werde er im Unterricht von den Lehrpersonen.
Der Lehrplan 21 sei mit Vernunft und Augenmass zu handhaben, sagte Eymann. Eine Kontrollinstanz zur Überprüfung der Umsetzung werde es nicht geben. Zudem könne der Lehrplan 21 auch wieder geändert werden.
Zur Einführung freigegeben ist der Lehrplan 21 erst seit Oktober. Zuvor war das umfangreiche Werk um einen Fünftel gekürzt worden. Der Entscheid, wann sie den Lehrplan einführen wollen, obliegt den Kantonen. Diverse haben sich bereits für das Schuljahr 2017/18 entschieden.
Laut Pierre Felder, Leiter Volksschulen, wurde bei der Überarbeitung den Erwartungen von Basel-Stadt Rechnung getragen. So hätten neben den umstrittenen Kompetenzen nun auch Inhalte mehr Gewicht. Zudem sei der Lehrplan nun weniger ideologisch.
Zu einem eigentlichen Paradigmenwechsel wird der Lehrplan 21 laut Felder nicht führen. Wirklich neu seien nur fünf bis zehn Prozent.