Basler Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren können alle zwei Jahre freiwillig eine Röntgenuntersuchung zur Brustkrebsvorsorge auf Kosten der Krankenkassen durchführen lassen. Der Kanton Basel-Stadt startet dazu ein systematisches Mammografie-Screening-Programm.
An den Kosten beteiligt sich der Kanton Basel-Stadt mit jährlich 500‘000 Franken. Das Programm wird von der Krebsliga beider Basel durchgeführt. Ende Juli erhalten alle über 50-jährigen Baslerinnen eine Einladung zur Brustkrebsvorsorge, wie am Mittwoch mitgeteilt wurde. Der Brief wurde in sieben Sprachen verfasst.
Über 23‘600 Frauen gehören zur Altersgruppe 50 bis 69 Jahre. Jährlich würden 11‘750 Frauen zur Mammographie aufgeboten, hiess es weiter. Nicht alle Frauen werden am staatlichen Programm teilnehmen, denn viele Baslerinnen lassen sich schon bisher individuell untersuchen.
Im Jahre 2010 waren dies rund 16‘000 Frauen, darunter viele jüngere. Laut dem Gesundheitsdepartement ist das individuelle Screening allerdings nicht qualitätskontrolliert, kostenintensiver und vor allem nicht allen Frauen aus allen sozialen Schichten zugänglich.
Datenübergabe rechtlich abgesichert
Die Namen der über 50-jährigen Frauen im Kanton erhält die Krebsliga beider Basel vom Amt für Bevölkerungsdienst und Migration. Möglich wird dies aber erst mit einem neuen Paragrafen im Aufenthaltsgesetz. Laut diesem darf die Einwohnerkontrolle für Forschungs- und Präventionszwecke die Daten ausgewählter Personen bekanntgeben.
Die Adressen dürften nur dann an private Organisationen übermittelt werden, wenn diese vom Kanton mit der Durchführung eines bestimmten Forschungsprojekts beauftragt sind, heisst es im Gesetz. Das sei beim Mammografie-Programm der Fall, sagte der Datenschutzbeauftragte Beat Rudin der Nachrichtenagentur sda. Das am 24. Mai publizierte Gesetz dürfte in Kürze in Kraft treten.
Besonders angesprochen werden sollen Migrantinnen. Deswegen werde auch darauf geachtet, dass Röntgenuntersuchungen nur durch Frauen durchgeführt werden, sagte Projektleiter Athanassios Dellas auf Anfrage. In Spitälern sind zuweilen auch Männer mit dieser Aufgabe betraut.
Auch Baselland soll einsteigen
Sich am Screening-Programm beteiligen will auch die Baselbieter Regierung. Sie hat am Dienstag dem Landrat für die Jahre 2015 bis 2018 einen entsprechenden Verpflichtungskredit von zwei Millionen Franken beantragt. Das Parlament hatte dazu bereits früher einen Bericht bei der Regierung in Auftrag gegeben.
Im Rahmen des Programms könnten im Kanton Baselland jährlich rund die Hälfte der Frauen zwischen 50 und 70 Jahren zu einer Früherkennungsuntersuchung eingeladen wären, teilte die Regierung mit. Rund 37’700 Baselbieterinnen zählen zu dieser Altersgruppe.
Derzeit nähmen etwa 15 Prozent der Frauen bereits eine Vorsorgeuntersuchung vor, hiess es weiter. Es dürfe erwartet werden, dass mit dem Früherkennungsprogramm die Brustkrebssterblichkeit bei den untersuchten Frauen um 15 bis 20 Prozent gesenkt werden kann. Der Nutzen eines Screenings werde allerdings kontrovers beurteilt.
In der Schweiz hat bisher rund die Hälfte aller Kantone Mammografie-Screening-Programme eingeführt oder beschlossen. Weit verbreitet sind sie auch in Europa: Mit Ausnahme von Österreich und Griechenland kennen alle EU-Staaten flächendeckende Programme.