Die Waldenburgerbahn (WB) fährt in Zukunft auf Einmeter-Schmalspur. Der Baselbieter Landrat fällte am Donnerstag den Spurentscheid mit 47 zu 31 Stimmen bei einer Enthaltung. In der Debatte sorgte das so wahrscheinliche Ende der historischen Dampfbahn für emotionale Voten.
Die SVP stand alleine geschlossen hinter der heutige Spurbreite von 750 Millimetern. Eine Sprecherin kritisierte die Stilllegung der WB während eines Jahres bei einer Umspurung als «heikel». Dieser temporäre Busersatzbetrieb wurde auch von einzelnen Landratsmitgliedern aus anderen Parteien moniert.
Befürworter der üblichen Meterspur strichen hingegen die tieferen Unterhaltskosten und die einfachere Beschaffung von Rollmaterial hervor: Weltweit werde praktisch kein Rollmaterial mit einer Spurweite von 750 Millimetern gekauft. Der Umbau halte zudem auch die Variante eines künftigen Trambetriebs im Waldenburgertal offen.
Regierungsrätin Sabine Pegoraro sprach im Rat von einer historischen Chance: Der Umbau auf die Meterspur könne gleichzeitig mit dem Ausbau des Bahnhofs Liestal ausgeführt werden, der so oder so zu einem Unterbruch der WB im Raum Liestal führen werde.
Bus-Variante verworfen
Eine Umstellung auf Busbetrieb, die alle Fraktionen zuvor in der Vorberatung verworfen hatten, wurde in der Plenumsdebatte nur von einzelnen SVP- und FDP-Mitgliedern gefordert. Diese Idee habe keine nennenswerten Vorteile, lautete jedoch der Tenor im Parlament, weil dann keine Bundesgelder fliessen würden. Zudem sei bei einem Busbetrieb die Fahrplanstabilität gefährdet.
Ein Rückweisungsantrag eines SVP-Mitglieds, um die offenen Fragen zum Busbetrieb zu klären, wurde mit grossem Mehr verworfen. Die Behörden hatten zuhanden der vorberatenden Kommission die Bus-Umstellung bereits geprüft und durchgerechnet – mit ablehnendem Fazit.
Ende des historischen Dampfzuges
Dass die Umspurung wahrscheinlich das Ende des historischen Dampfzuges bedeutet, bedauerten mehreren Landratsmitglieder. Die Dampfbahn sei «Kulturgut», sagte eine Freisinnige. Befürworter der Umspurung stellten dagegen einen gut ausgebauten Pendlerverkehrsbetrieb in Vordergrund.
Der Kommissionssprecher der Bau- und Planungskommission machte zu Beginn der Debatte darauf aufmerksam, dass der Landrat lediglich eine Stellungsnahme zuhanden des Regierungsvertreters im Verwaltungsrat der Bahn abgeben könne. Die Kompetenz für einen finalen Spurentscheid liege allein beim Bahnbetreiber selber.
Schmalste Spurweite
Mit 75 Zentimetern hat die WB heute die schmalste Spurweite öffentlicher Bahnen in der Schweiz. 2010 hatte der Landrat diese zwar noch im Grundsatz bestätigt, dann aber eine erneute Prüfung der bei Trams in der Schweiz üblichen Meterspur bestellt. Hintergrund ist der anstehende Kauf von 14 neuen Zügen für den WB-Linienbetrieb.
Mit der kompletten Rollmaterial-Ersatzbeschaffung verbunden ist ein Umbau des Endbahnhofs in Waldenburg. Zwecks Koordination mit SBB-Arbeiten im Bahnhof Liestal ist die WB-Schienenerneuerung für das Jahr 2022 vorgesehen – die WB-Züge sollen dabei ein Jahr still stehen und durch Busse ersetzt werden.
Insgesamt werden die Erneuerungs-Investitionen auf gegen 270 Millionen Franken geschätzt. Das Bundesamt für Verkehr hat für den Ausbau der WB 170 Millionen Franken eingestellt.
Organisatorisch wird die WB ebenfalls neu aufgegleist: Die Regierung will die WB wegen deren teurer Rundum-Erneuerung in die in Oberwil ansässige Baselland Transport (BLT) integrieren.