Baselbieter Regierung mit Strategie gegen fremde Pflanzen und Tiere

Mit einer eigenen Strategie will die Baselbieter Regierung gefährliche fremde Pflanzen- und Tierarten bekämpfen. Diese wurde samt Massnahmenkatalog am Mittwochnachmittag in Muttenz Gemeindevertretern vorgestellt. Bei Zuwarten steigen Risiken und Kosten weiter.

Mit einer eigenen Strategie will die Baselbieter Regierung gefährliche fremde Pflanzen- und Tierarten bekämpfen. Diese wurde samt Massnahmenkatalog am Mittwochnachmittag in Muttenz Gemeindevertretern vorgestellt. Bei Zuwarten steigen Risiken und Kosten weiter.

Die 2008 in Kraft gesetzte Freisetzungsverordnung des Bundes macht den Kantonen Beine, aktiver gefährliche Eindringlinge zu bekämpfen. Sie zielt auf unerwünschte Tiere (Neozoen) wie Waschbären oder Krankheiten übertragende Mücken ebenso wie auf Pflanzen (Neophyten), die einheimisches Gewächs verdrängen, Gelände destabilisieren oder Allergien auslösen.

Neobiota wandern – vom Klimawandel begünstigt – teils selber ein; teils werden sie eingeschleppt als blinde Passagiere im globalen Warenhandel oder mit Absicht als Zierpflanzen und Haustiere. So setzt die Regierung nun als erste Massnahme auf die Sensibilisierung der Bevölkerung; auch eine Meldestelle soll entstehen.

Unbezifferte Kosten

Die Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD) schreibt von «erheblichen ökonomischen Schäden» durch Neobiota; die Vorlage beziffert diese aber angesichts der komplexen Effekte nicht konkret für den Kanton. BUD-Chefin Sabine Pegoraro verwies laut Redemanuskript auf deutliche Wertverluste von betroffenem Grundeigentum etwa in England.

Invasiven Arten haben sich laut Vorlage «in den letzten Jahren massiv ausgebreitet», und die Bekämpfung erfordere «viel Handarbeit». So bedeckt das bis über zwei Meter hohe Drüsige Springkraut grosse Flächen in Wäldern und wuchert der Asiatische Knöterich grossflächig entlang vieler Bach- und Flussufer; letzterer wird bei Hochwasser weiter verschleppt.

Für seriöse Bekämpfung fehlten die Ressourcen, heisst es. Ähnliches gilt für Strassenränder als Ausbreitungskorridore. Auch extensiv genutzte Landwirtschaftsflächen oder ungepflegte Privatgärten gelten als potenzielle Problemherde.

Besonders betroffen sind Naturschutzgebiete: Dort wird kaum ins Ökosystem eingegriffen, und Bekämpfung etwa mit Chemikalien ist unmöglich. Dito im Wasser: Signalkrebse, die eine für einheimische Krebse tödliche Krankheit verbreiten, hindert die Fischereiaufsicht mit enormem Aufwand per Reusenfang am Aufstieg in die Bäche.

Problem verschleppt

Im Rhein hat die Invasion unbemerkt bereits eine gigantische Dimension erreicht: Laut Vorlage wird der Anteil der Neozoen an der tierischen Biomasse im Rhein inzwischen auf 97 Prozent geschätzt. Wirksame Bekämpfungsmethoden sind nicht bekannt.

Die Baselbieter Regierung hat ihre Neobiota-Strategie am 10. Juni verabschiedet. Zentrale Schaltstelle ist das Sicherheitsinspektorat, eine Dienststelle der BUD. Die Regierung verspricht grenzüberschreitende Koordination und insbesondere Absprache mit Basel-Stadt.

Neobiota waren bisher trotz Warnungen aus Naturschutzkreisen keine Priorität für die Baselbieter Regierung gewesen: Schon 2010 war ein Entwurf für eine Landratsvorlage mit Fokus auf Pflanzen (Neophyten) auf dem Tisch; für Massnahmen war rund eine Mio. Franken im Jahr vorgesehen. Zu Sparpaketszeiten blieb das Geschäft in der Folge schubladisiert.

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