Der Titelverteidiger hat schon im zweiten Spiel das Messer am Hals. Spanien darf sich in Rio de Janeiro gegen Chile keine weitere Niederlage leisten. Holland trifft im ersten Spiel auf Australien.
Wenn die Spanier um 21.00 Uhr im Maracana zum Match gegen Chile antreten, kennen sie bereits das Resultat des anderen Gruppenspiels. Denn zuvor um 18.00 Uhr spielen in Porto Alegre Australien und Holland gegeneinander. Sollte «Oranje» zu diesem Zeitpunkt den erwarteten zweiten Vorrunden-Sieg eingefahren haben, wäre für Spanien schon vor dem Kickoff gegen Chile klar, dass eine Niederlage dem vorzeitigen Aus gleichkäme. Den Spaniern droht dasselbe Schicksal wie 2010 den Italienern, die in Südafrika als Titelverteidiger bereits in der Vorrunde die Segel hatten streichen müssen.
Selbst ein Unentschieden dürfte Spanien nach dem brutalen 1:5 im Startspiel gegen Holland nicht weiterhelfen. Aber noch hat es der aktuelle Weltmeister in der eigenen Hand, die ungemütliche Situation zu korrigieren. Spaniens Coach Vicente del Bosque wurde in den Medien und Fan-Foren geradezu bombardiert, mit personellen Wechseln auf den Fehlstart zu reagieren. Doch der 63-Jährige neigt nicht dazu, die Nerven wegzuwerfen und hektisch zu reagieren.
So bleibt beispielsweise der gegen Holland fehlerhafte Keeper Iker Casillas unbestritten. Zwei oder drei Änderungen wird er nach eigenen Aussagen aber vornehmen. Unter Del Bosque hat Spanien noch nie zweimal in Folge verloren.
Spanien startete ja bekanntlich schon vor vier Jahren mit einer damals noch viel überraschenderen Niederlage, dem 0:1 gegen die Schweiz, ins Turnier. Danach folgten nur noch Siege, unter anderem auch im letzten Gruppenspiel gegen … Chile. Die Spanier gewannen damals 2:1, einem Ergebnis, welches beide Teams in die nächste Runde brachte. Diesmal aber wird wohl einer der beiden auf der Strecke bleiben.
Chile hat seinen ersten Match in Brasilien gegen Australien 3:1 gewonnen, dabei aber trotz früher 2:0-Führung noch nicht restlos überzeugt. Die Hoffnungen ruhen insbesondere auf Alexis Sanchez, dem Stürmer des FC Barcelona. Neben Goalie Claudio Bravo (Real Sociedad San Sebastian) und Eduardo Vargas (Valencia) ist er einer von Chiles Schlüsselspieler, die in Spaniens Primera Division engagiert sind.
Holland stand 1974, 1978 und zuletzt vor vier Jahren in Südafrika im WM-Final, doch zum Titel auf höchster Ebene hat es noch nie gereicht. Oft standen sich die Stars in Orange selber im Weg, vor allem wenn ihr unerschütterliches Selbstvertrauen in Überheblichkeit umschlug. Nach dem berauschenden Spiel gegen Spanien scheint die Gefahr des Abhebens wieder besonders gross. Auf die Skepsis folgte die Euphorie, die in Holland schnell zu überschwappen droht.
Die Australier haben in ihrem Startspiel gegen Chile aufgezeigt, dass sie durchaus konkurrenzfähig sind. Ihre spielerischen Mittel mögen bescheiden sein, aber dank ihrer Kampfkraft stellen sie immer einen unangenehmen Gegner dar. Hoffnungen dürfen die Australier aus der erstaunlichen Statistik schöpfen. Von den drei bisherigen Partien gegen Holland haben die Australier keine verloren. Zweimal trennten sich die beiden Mannschaften unentschieden, zuletzt 2009 in einem Testspiel. Im Jahr zuvor aber – ebenfalls in einer freundschaftlichen Begegnung – resultierte ein 2:1-Erfolg auswärts in Eindhoven.