Negative Folgen der Mindestkursaufhebung für den Geschäftsgang erwarten 43 Prozent der befragten Unternehmen in einer Umfrage der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB). Gut die Hälfte steht neutral dazu, rund sechs Prozent sehen für sich positive Effekte.
Die Umfrage zu Frankenstärke-Erwartungen war eine spontane Ergänzung der jährlichen BLKB-Kundenbefragung nach dem Nationalbank-Entscheid vom 15. Januar, wie an einer Medienkonferenz der BLKB am Mittwoch zu erfahren war. Man dürfe jetzt «nicht in falsche Hektik verfallen», sagte BLKB-CEO Beat Oberlin, aber Bedenken seien «erst zu nehmen».
Geantwortet haben über 1100 der rund 6000 befragten Firmen. Das sei doppelt soviel Rücklauf wie sonst, sagte Marc Bros de Puechredon von der mit der Umfrage betrauten BAK Basel. Die Baselbieter Wirtschaft bilde die Schweizer Wirtschaft von der Branchenstruktur her gut ab, sei wegen der Grenznähe aber empfindlicher für Kurseffekte.
Angesichts der guten Verankerung seiner Bank hält Oberlin die Ergebnisse denn auch für «sehr repräsentativ». Wenn die Firmen wegen sinkender Margen oder weniger Aufträgen weniger Cashflow erzielen, könnten sie auch weniger hohe Kredite aufnehmen. Spardruck bedrohe Stellen und am Ende auch Steuereinnahmen des Kantons.
Unternehmerischer Einkaufstourismus
Konkret gab es zwei Fragen je mit multiple choice-Antworten: nach den absehbaren Auswirkungen der Mindestkurs-Aufhebung sowie nach Massnahmen. Meistgenannt war: 30 Prozent der Antwortenden wollen vermehrt Vorleistungen im Ausland beziehen. Dies planen vor allem die für die Region wichtigen Branchen Industrie und Chemie & Pharma.
Entlassungen (13%), höhere Preise (12%) und längere Arbeitszeiten (12%) folgen dahinter. Lohnsenkungen nannten zudem 10 Prozent, Verlagerung ins Ausland hingegen nur 4 Prozent als eigene beabsichtigte Reaktion. Entlassungen sind primär in Konsum- und Investitionsgüterindustrie, Garagen- und Gastgewerbe ein Thema.
Profiteure gibt es auch: Grosshandel und sonstige Industrie erwarten für sich positive Effekte der Franken-Entkoppelung. Den Anteil von sechs Prozent positiven Einschätzungen unter allen Antworten hält Christoph Buser, Direktor der Baselbieter Wirtschaftskammer, für eher zu tief angesichts der höheren Franken-Kaufkraft im Ausland.
Kursrisiken teils abgesichert
Laut Buser hat ein Teil der Firmen ihre Währungsrisiken mittels Hedging abgesichert – diesen gehe es heute nicht schlechter. Andere hätten hingegen gemäss einer Studie von 2011 an den festen 1.20-Kurs geglaubt. Viele habe die Entkoppelung jetzt überrascht. Über Nacht hätten manche Warenlager einen Fünftel an Wert verloren.
Auch sein Verband habe Firmen befragt zu ihrer Situation nach der Franken-Entkoppelung. Die Lage sei heute anders als 2011, als die Wirtschaft breit kriselte: So sei heute Kurzarbeit keine Option, da man keine Aufträge verlieren wolle. An der Muba habe er Bundesrat Johann Schneider-Ammann einen Wunschkatalog seiner Firmen überreicht.
Die BLKB-Umfrage wurde kurz nach der Ankündigung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) zur Aufhebung des Franken-Mindestkurses durchgeführt. Dann seien die Emotionen wohl noch stark gewesen, sagte Oberlin. Die genauere Analyse brauche indes Zeit.
Für die BLKB selber sieht Oberlin wegen des Mindestkurs-Wegfalls übrigens keine grösseren Risiken, etwa mit klammen Firmenkunden. Heikler sei die Zinssituation: Die Negativzinsen beim massgeblichen 6-Monats-Libor frässen Zinserträge, die Refinanzierungsbedingungen seien schwierig geworden und die Absicherungskosten stiegen.