BASF entlässt in der Region Basel knapp die Hälfte ihrer Angestellten. Der Kahlschlag stösst bei Regierung und Gewerkschaften auf Unverständnis.
Wie der weltgrösste Chemiekonzern BASF heute Dienstag bekannt gab, sollen bis 2015 350 Stellen abgebaut werden. Ein Grossteil der Arbeitsplätze wird am Standort Basel und Schweizerhalle verschwinden. Insgesamt beschäftigt BASF in Basel und Schweizerhalle 875 Personen.
Der Kahlschlag in der Region trifft insbesondere das Forschungszentrum Basel und das Produktmanagement. Betroffen sind die Geschäftseinheiten «Plastic Additives» und «Pigments». In ihrer Medienmitteilung schreibt die BASF von einer «Neustrukturierung». BASF erhoffe sich von dem Stellenabbau eine verbesserte «Effizenz» und «Profitabilität» der beiden Geschäftsbereiche. Die Rahmenbedingungen hätten sich während den letzten Jahren durch neue Konkurrenz aus Asien stark verändert. Die Schwerpunkte «Plastic Additives» und «Pigments» sollen gebündelt und marktnäher aufgestellt werden. Unter anderem in Ludwigshafen und Hongkong. Das Forschungszentrum an den Standorten Rosental und Schweizerhalle solle deshalb verkleinert und neu ausgerichtet werden. Als Folge des Personalabbaus will BASF ihren Standort auch räumlich verkleinern und das Klybeck-Areal verkaufen.
Die Basler Regierung «bestürzt»
Finanzdirektorin Eva Herzog zeigt sich vom Stellenabbau «bestürzt und enttäuscht». Der Regierungsrat sichere den Betroffenen seine Unterstützung zu und wolle sich direkt bei BASF für deren Interessen einsetzen. BASF habe als grösster Chemiekonzern der Welt 2012 fast sieben Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet, schreibt der Regierungsrat in seiner Mitteilung. Der Stellenabbau sei vor diesem Hintergrund «befremdend». Die Regierung wolle bei BASF darauf hinwirken, dass ein grosszügiger Sozialplan zum Tragen komme.
Gewerkschaften übergangen
Auf grosses Unverständnis stösst der Entscheid auch bei den Gewerkschaften. Diese werden in aller Regel über Massenentlassungen dieser Grösse im Voraus informiert. Von BASF wurden die Sozialpartner über den geplanten Stellenabbau von 350 Arbeitsplätzen aber nicht informiert. Stefan Isenschmid, Regionalverantwortlicher der Gewerkschaft Syna erfuhr erst heute Mittag auf Anfrage des Tageswoche vom Stellenabbau. «Als Sozialpartner hätten wir im Voraus informiert werden müssen. Das werten wir als ganz schlechtes Zeichen. Das ist absolut kein sozialpartnerschaftliches Vorgehen.»
Die Ankündigung von BASF, für möglichst viele Entlassene innnerhalb des Konzerns eine Stelle zu finden, besänftigt den Regionalverantwortlichen der Gewerkschaft Syna auch nicht. «Wir wissen aus Erfahrung, wie schwierig das ist», sagt Stefan Isenschmid. «Wir lassen uns aber gerne überraschen.»
Auch die Gewerkschaft Unia wurde von BASF nicht vorinformiert. Vanessa Von Bothmer, Leiterin Sektor Industrie, bezeichnet das Vorgehen als «inakzeptabel». «Das ist ein klarer Verstoss gegen die vertraglichen und auch gesetzlichen Vorgaben bei Massentlassungen.»
Wie Franz Kuntz, Mediensprecher bei BASF erklärt, seien die Personalverbände des Unternehmens rechtzeitig informiert worden. Die Umsetzung des Sozialplans sei Gegenstand der derzeitigen Gespräche. Es liege beim Personalverband, die Gewerkschaften in die aktuellen Verhandlungen einzubinden.