Das seit sechs Jahren verschlossene Geothermie-Bohrloch in Basel wird ab Anfang Juli geöffnet, um im Boden entstandenen Druck über mehrere Wochen langsam abzulassen. Die baselstädtischen Behörden haben das technische Konzept bewilligt.
Grund für die Öffnung ist eine Zunahme noch nicht spürbarer Mikrobeben in den letzten Monaten – dies durch den Anstieg des Drucks unter dem Deckel des geschlossenen Geothermie-Bohrlochs in Kleinhüningen. Das Gesundheitsdepartement Basel-Stadt (GD) hatte Ende März daher das Öffnen des Bohrlochs verfügt. Damit soll die Wahrscheinlichkeit eines spürbaren Bebens verringert werden.
Das nun bewilligte Konzept sieht eine stufenweise Öffnung und ein kontrolliertes Ablassen des Drucks über zehn Wochen vor, wie das GD und die Industriellen Werke Basel (IWB) am Mittwoch in einer gemeinsamen Mitteilung schreiben. Zwischen jedem Ablass werde eine Woche gewartet sowie die Entwicklung der Erdbebentätigkeit und der Druckkurve ausgewertet.
Bohrloch soll geöffnet bleiben
Mit den Arbeiten werde nur fortgefahren, wenn eine geringe oder gar keine Erdbebentätigkeit festgestellt wird. Der Druckablass soll in der Folge stufenweise erhöht werden. Neben der routinemässigen Überwachung führt der Schweizerische Erdbebendienst (SED) täglich eine «hoch detaillierte» Suche nach Erdbeben in Bohrlochnähe durch. Das Bohrloch könne jederzeit geschlossen werden.
Für die von den Behörden verfügte Öffnung des Bohrlochs gehen die IWB von Kosten in der Höhe von 250’000 Franken aus, wie ein Sprecher auf Anfrage sagte. Um einen erneuten Druckaufbau zu verhindern, soll das Bohrloch nach den Arbeiten für mehrere Jahre offen bleiben.
In einem nächsten Schritt soll ein weiteres Konzept erarbeitet werden, um das Bohrloch langfristig zu sichern, wie es weiter heisst. Dabei sollen die Erkenntnisse der Öffnungsphase einfliessen.
Die Experten schliessen gemäss Mitteilung indes nicht aus, dass auch nach erfolgter Öffnung in den nächsten Jahren ein für die Bevölkerung spürbares Erdbeben auftreten kann. Nach heutiger Einschätzung bleibe ein Schadensbeben jedoch «unwahrscheinlich».
«Deep Heat Mining»-Projekt gescheitert
Das Bohrloch war im Rahmen eines Basler Geothermie-Versuches erstellt worden. Die Bohrung begann 2006 nach mehrjährigen Vorbereitungen. Das «Deep Heat Mining»-Projekt wollte Kaltwasser im Tiefengestein aufheizen und die Wärme oben nutzen, wozu vorab der Fels unten mittels Wasserdruck durchlässig gemacht werden sollte.
Dieses «Klüften» genannte Verfahren löste jedoch Erdstösse aus. Am 8. Dezember 2006 erschütterte ein deutlich spürbares Erdbeben der Stärke 3,4 die Region, welches das Ende des 100-Millionen-Projektes bedeutete. Fachleute waren von der Stärke der Stösse überrascht, und die Bevölkerung sah sich zu wenig auf diese Möglichkeit vorbereitet.
Ende 2009 beerdigte die Basler Regierung das Projekt definitiv. 2011 wurde das Bohrloch verschlossen. Seit 2012 überwacht der Schweizerische Erdbebendienst die Lokalität im Auftrag des Stadtkantons.