Wegen der Milliardenkosten der Autobahn-Grossprojekte in und um Basel hat die baselstädtische Regierung ihre Prioritäten klargestellt: Zuerst muss der Rheintunnel gebaut und dann die Osttangente saniert werden; danach liegen Allschwil-Zubringer und Gundelitunnel drin.
Die «Strategie Hochleistungsstrassen» solle langfristig ausreichende Verkehrskapazitäten sicherstellen, die Wohnqualität verbessern, die Finanzierbarkeit sichern und regional koordinieren, sagte Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels am Mittwoch vor den Medien. Wohnquartiere könne man nur mit flüssigen Autobahnen entlasten.
Die Priorisierung ergibt sich von alleine mit den Gesamtkosten von gegen vier Milliarden und den schon heute häufigen Staus auf der A2/3. Allein der A2-Rheintunnel samt Deutschland-Anschluss kostet etwa 2,2 Milliarden Franken, bei einer Unschärfe von 30 Prozent. Die angelaufene Sanierung der Osttangente kostet rund 500 Millionen.
Park auf Autobahn-Deckel
Den Lärmschutz im Breitequartier zu verbessern, ist rasch nötig; der enorme Verkehr darf dabei aber nicht behindert werden. Falls eine Überdeckung der Autobahn zustande kommt, eröffnet dies darauf neue Möglichkeiten für einen Park oder gar Bauten , wie Wessels weiter sagte. Der Bund bezahle indes nur das gesetzliche Lärmschutz-Minimum.
Auch wenn der Bund neue Autobahnprojekte im Prinzip allein trägt, fallen für den Stadtkanton wegen Lokalverkehrs und Sonderwünschen erhebliche Kosten an. «Ohne grosse Freude zur Kenntnis genommen» hat die Stadtregierung, dass die Landregierung an den Rheintunnel gar nichts zahlen will, obwohl ein grosser Teil durch Baselbieter Boden führt.
Wessels geht weiter davon aus, dass der Baselbieter Landrat sich bei der Strassen-Entwicklungsplanung Leimental-Birseck-Allschwil (ELBA) für die Variante Ausbau mit Tunnels unter Allschwil und Binningen entscheiden wird. Dies würde auch einen Allschwil-Zubringer an die A3/E35 näher rücken. An letzterem werde sich Basel-Stadt finanziell nicht beteiligen.
Subterrane Sandkastenspiele
Anders sieht es aus beim «Gundelitunnel» vom Margarethenhügel zur St. Jakobsstrasse. Von dessen 600 Millionen Schätzkosten müsste Basel-Stadt einen Drittel tragen, da hier altes Recht gilt. Nach 55 Jahren in der Schublade hat der Tunnel plötzlich eine neue Rolle mit der Umfahrung Allschwil, da er einen Autobahn-Verbindungsring ergäbe.
Der Gundelitunnel bringe auch dem Stadtkanton Vorteile: Laut Wessels brächte er die Hälfte des Verkehrs aus dem Quartier unter den Boden. Von seinen 200 Millionen Kostenanteil hole der Kanton wohl 100 Millionen mit Grundstückgewinnsteuern herein, sagte Kantonsingenieur Roger Reinauer. Und mit weniger Verkehr stiegen auch die Einnahmen der Einkommenssteuern.
Entscheidet sich der Kanton Baselland tatsächlich für eine stadtnahe Tangente auf seinem Gebiet, dann wolle Basel-Stadt den Gundelitunnel gemeinsam prüfen. Laut Wessels ist nämlich unklar, ob und wie die alte Tunnelidee dann noch sinnvoll wäre – als Ring-Teil läge der Tunnel wohl tiefer und südlicher, mit Folgen für die Anschlüsse.