Basler Zellbiologe erhält den Marcel Benoist Preis 2012

Der Marcel Benoist Preis 2012 geht an Michael N. Hall, Professor am Biozentrum Basel. Er wird für seine zellbiologischen Studien zum Zellwachstum und zur Krebsentstehung ausgezeichnet.

Der Marcel Benoist Preis geht an einen Zellbiologen (Symbolbild) (Bild: sda)

Der Marcel Benoist Preis 2012 geht an Michael N. Hall, Professor am Biozentrum Basel. Er wird für seine zellbiologischen Studien zum Zellwachstum und zur Krebsentstehung ausgezeichnet.

Bundesrat Alain Berset, Stiftungsratspräsident der Marcel Benoist Stiftung, hat den Preisträger am Montag in Bern empfangen, wie das Eidg. Departement des Innern (EDI) bekanntgab.

Michael N. Hall hat ein zentrales Steuerelement des Zellwachstums und Stoffwechsels entdeckt und erforscht: das Eiweiss Proteinkinase TOR (target of rapamycin). Rapamycin ist eine wachstumshemmende Substanz, die heute in der Krebstherapie eingesetzt wird.

Dieses Eiweiss regelt Wachstum und Grösse von Zellen, wie Hall Anfang der 1990er-Jahre am Biozentrum Basel herausfand. Es zeigte sich, dass dieser Mechanismus auch in komplexen Organismen wie Säugetieren vorhanden und für das Leben von Zellen und Organen unabdingbar ist.

Die Entdeckung von TOR änderte das Verständnis des Zellwachstums grundlegend: Es ist nicht einfach ein spontaner Prozess, der abläuft, wenn ausreichend Bausteine – also Nährstoffe – verfügbar sind. Vielmehr ist es ein hochstrukturierter, plastischer Prozess, der durch TOR-abhängige Signalwege kontrolliert wird.

Im Jahr 2002 entdeckte Halls Forschungsgruppe die beiden TOR-Komplexe TORC1 und TORC2 und beschrieb als erste die Signalwege, die diese beiden Komplexe steuern. Auch sie kommen bei sämtlichen Eukaryoten vor – von der einzelligen Hefe bis zum Menschen. Sie stellen somit ein uraltes Signalübertragungs-Netz zur Steuerung des Zellwachstums dar.

Schlüsselrolle bei Krebsentstehung und Alterung

Als wichtiger Regulator der Zellwachstums und des Metabolismus spielt TOR eine Schlüsselrolle bei Entwicklungs- und Alterungsprozessen. Es ist an der Entstehung vieler Krankheiten wie Krebs, Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Adipositas beteiligt.

Deshalb kann eine pharmakologische Blockade von TOR zur Bremsung der unkontrollierten Zellteilung eingesetzt werden, wie sie für Krebsgewebe typisch ist, wie das EDI schreibt.

Weiter zeigen neuste Befunde von Hall und anderen Arbeitsgruppen, dass TOR das verfügbare Nahrungsangebot für Zellen und Gewebe misst und diese Information für den zellulären Aufbau verwendet. Dadurch ist TOR auch beim Alterungsprozess bedeutsam, ferner bei Fehlsteuerungen, die bei Übergewicht auftreten.

Die Entdeckungen von Michael N. Hall gehörten heute zum Grundwissen in der Biologie, schreibt das EDI. Viele Forschungsgruppen in Molekular- und Zellbiologie, Pharmakologie und Medizin arbeiteten heute mit seinen Erkenntnissen und Konzepten.

Michael N. Hall hat 2003 bereits den Cloëtta-Preis für biomedizinische Forschung und 2009 den Louis-Jeantet Preis für Medizin gewonnen. Der schweizerisch-amerikanische Doppelbürger wurde 1953 geboren. Er studierte in den USA und am Institut Pasteur in Paris. Er kam 1987 ans Biozentrum der Universität Basel.

Die Preisübergabe findet am 27. November 2012 an der Universität Basel statt. Der Marcel Benoist Preis zeichnet seit 1920 jedes Jahr in der Schweiz etablierte Wissenschaftler „für ihre bedeutenden Arbeiten und deren Auswirkung auf das menschliche Leben“ aus. Er ist mit 50’000 Franken dotiert, nachdem 2010 die Preissumme von 100’000 Franken halbiert wurde.

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