GTA hat es vorgemacht: Räuber und Poli als Videospiel ist ein «match made in heaven»: Spannend im Einzelspielermodus, höchst witzig im Multiplayer. Nun hat sich Electronic Arts aufgemacht, das Genre zu erobern. BATTLEFIELD: HARDLINE heisst das Ergebnis. Und dieses unterhält durchaus.
Neben Call of Duty ist die Battlefield-Reihe seit Jahren die bekannteste Kriegsspiel-Serie. Mit Soldaten und allerlei Fahrzeugen wird (vorzugsweise online) gekämpft, bis der Server kollabiert. Dass sich die Serie mit BATTLEFIELD: HARDLINE nun vom Kriegsszenario der Polizeiwelt zuwendet, ist nur auf den ersten Blick ein grosser Schritt.
Führt man sich vor Augen, wie die Polizei in der Realität ebenfalls immer mehr Kriegsmaterial für ihre Arbeit einsetzt, macht der Szenerien-Wechsel plötzlich Sinn. Zumal auch andere Titel wie insbesondere GTA V gezeigt haben, wie attraktiv das Stadtleben für ein Shooter-Spiel sein kann.
Nur die Action zählt
Die Geschichte rund um den jungen Cop Nicholas Mendoza, der zwischen die Fronten eines erbarmungslosen Drogenkriegs gerät, ist auf dem Niveau einer «Hawaii Five-0»-Folge. Klischeehafte Figuren, wohin man blickt, und Storylöcher so gross, dass man ganze Lastwagenladungen Kokain darin verstecken könnte. Gegen Ende ähnelt das Ganze mehr einem Schwarzenegger- oder Stallone-Film aus den Achtzigerjahren, etwa «Raw Deal» oder «Cobra».
Im Lichte aktueller Polizeigewalt und tragischer Ereignisse wie der Tötung des schwarzen Jugendlichen Michael Brown in den USA wirkt ein Spiel wie BATTLEFIELD: HARDLINE ziemlich deplatziert. Für die Macher entschuldigend ist vielleicht, dass sie offensichtlich nie den Anspruch hatten, einen Polizeisimulator zu schaffen. Das Ganze kommt mit reichlich (unfreiwilliger?) Komik daher. Trotzdem: Bevor man die Disc in die Konsole schiebt, sollte man erst das Ethikmäntelchen ablegen.
Wie in allen Battlefield-Teilen geht es hier ausschliesslich um Action. Und davon gibt es eine ganze Menge: Ob Schiessereien oder Verfolgungsjagden, BATTLEFIELD: HARDLINE drückt das Gaspedal stets durch. Gangster und Polizisten bekämpfen sich mit schwerstem Geschütz. Selbst Panzer kommen zum Einsatz. Wer den letzten «Fast and Furious»-Teil gesehen hat, kann in etwa vorausahnen, was ihn oder sie erwartet. Zwar kann man durch Hochhalten des Polizeibadges einige Bösewichte zum Aufgeben bringen und sie verhaften. Die Belohnung ist aber ziemlich konträr: Der gewaltlose Sieg wird mit neuen Waffen belohnt sowie mit Upgrades für die bereits existierenden.
Nicht ganz so gut wie GTA V
Optisch ist das Geschehen durchaus ansprechend umgesetzt. Die Figuren sind detailliert, die Umgebungen realistisch und die Bildwiederholungsrate mit 60fps ziemlich flüssig. Für die Dialoge wurden Profis engagiert wie Kelly Hu, die ironischerweise in «Hawaii Five-0» mitspielte, und Nicholas Gonzalez, der in «Melrose Place» einen Detektiv mimte. Sie machen ihre Sache durchaus gut. An die grafischen Feuerwerke eines GTA V kommt das Spiel jedoch nicht heran.
Die Einzelspielerkampagne ist in Episoden wie bei einer Fernsehserie gesplittet. Dieser Kniff erlaubt es, das Spiel in kleinen Häppchen durchzuspielen, ohne jeweils komplett aus dem Handlungsstrang gerissen zu werden. Die Stärke der Serie liegt seit jeher im Mehrspielermodus, und das ist auch bei BATTLEFIELD: HARDLINE nicht anders. Sieben Modi erwarten den Spieler, darunter einige altbekannte wie Deathmatch oder Conquest, aber auch neue wie Heist, in denen die Räuber einen Safe knacken und mit der Beute vor den Cops fliehen sollen.
Für Einzelspieler ist BATTLEFIELD: HARDLINE eine unterhaltende Episode Räuber und Poli. Dem Klassenprimus GTA V kann es aber nicht das Wasser reichen. Etwas anders ist es im Mehrspieler-Modus. Hier finden Fans durchaus herausfordernde Unterhaltung, nicht zuletzt wegen der grossen Fan-Basis der Spielreihe.
Dies ergibt einen kombinierten Spieltrieb-Faktor von 7 von 10 Punkten.
Titel: Battlefield: Hardline
Plattform: PS4 (getestet), XBOX ONE, PC, PS3, XBOX360
PEGI: Ab 18 Jahren
Spieler 1–64
Preis: ca. 79 Franken
Das Cover