Vier Bauern aus Nigeria haben den Ölkonzern Shell vor einem Gericht in Den Haag verklagt. Sie fordern Schadenersatz wegen der Ölpest in ihrem Land. Shell weist die Vorwürfe zurück und macht Sabotage für die Probleme verantwortlich.
Das britisch-niederländische Unternehmen sei verantwortlich für die Verseuchung von Boden und Grundwasser in dem westafrikanischen Land und müsse für den Schaden aufkommen. Das erklärte die Anwältin der Bauern, Channa Samkalden, am Donnerstag vor dem Zivilgericht.
Es ist das erste Mal, das sich ein niederländisches Unternehmen in der Heimat vor Gericht für Umweltvergehen im Ausland verantworten muss. Ein Verurteilung des Konzerns könnte nach Ansicht von Juristen zu weiteren internationalen Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe führen.
Seit 2005 würden Grundwasser und Boden im Nigerdelta durch Öllecks verseucht, erklärte die Anwältin Samkalden. „Shell hat die Leitungen nicht gut gewartet und die Schäden nicht beseitigt.“ Millionen Barrels Öl seien ausgeströmt. Bauern und Fischer hätten daher ihre Existenzgrundlage verloren.
„Ich erwarte Gerechtigkeit“
„Unser Trinkwasser ist verseucht, unser Fisch ist verseucht, und unsere Luft ist verseucht,“ sagte einer der Bauern, Eric Dooh, am Rande des Prozesses. „Ich erwarte Gerechtigkeit.“ Die Bauern forderten auch, dass der Ölkonzern die Umweltschäden in ihren drei Dörfern beseitigt.
Die Kläger legten dem Gericht Fotos, Videos und Studien vor. „Shell gibt selbst in einer eigenen Studie zu, dass die Leitungen nicht gut gewartet waren,“ sagte der Sprecher der Umweltschutzorganisation Milieudefensie, Geert Ritsema. „Die sind total verrottet.“ Die Organisation hatte die Zivilklage gemeinsam mit den Bauern angestrengt.
Urteil Ende Jahr erwartet
Der Jurist des Ölkonzerns gab an, dass Schäden nach den ersten Lecks beseitigt wurden. Für weitere Umweltschäden seien lokale Saboteure verantwortlich. Ausserdem würden kriminelle Gruppen Löcher in die Rohre schlagen, um Öl zu stehlen.
Täglich werden nach Angaben von Shell mindestens 150’000 Barrels gestohlen. Das Unternehmen hatte bisher vergeblich angeführt, dass die niederländische Justiz nicht zuständig sei.
Ein Urteil des Gerichts wird zum Jahresende oder Beginn 2013 erwartet. Erst danach wird über die Höhe möglicher Schadenersatzzahlungen entschieden.