In typischer Arbeitsbekleidung – mit blauen Hemden und Stiefeln – haben am Freitag auf dem Bundesplatz in Bern schätzungsweise 250 Bauern für einen „fairen Milchmarkt“ demonstriert. Sie folgten damit dem Ruf der Bauerngewerkschaft Uniterre. Die zentrale Forderung: eine Milchmengensteuerung in Produzentenhand.
„Ernährungssouveränität jetzt“, „Gemeinsam für eine Bauernwirtschaft“ oder „Mehr Wert für Schweizer Produkte“ war auf den Transparenten der Demonstranten zu lesen.
Um einen drei Meter hohen Stiefel legten die Demonstranten ihre Arbeitsschuhe nieder – als Symbol dafür, dass immer mehr Stiefel der Bauern unbenutzt bleiben und jedes Jahr rund tausend Bauernfamilien den Betrieb einstellen müssen.
Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann solle nun selbst in die Stiefel steigen und das Milchproblem lösen, schrieb Uniterre in einer Mitteilung zur Aktion.
Trotz eines persönlichen Briefs an den Bundesrat im Januar habe Uniterre bis heute weder eine Antwort noch eine Empfangsbestätigung erhalten. Das darin geforderte Treffen mit den Milchproduzenten habe noch immer nicht stattgefunden.
„Es fehlt an einem politischen Willen zur Lösung der gravierenden Probleme im Milchsektor“, schrieb Uniterre. Es sei unmöglich, in der Milchproduktion einen korrekten Lohn zu erwirtschaften.
Nationale Petition lanciert
Laut Uniterre ist es deshalb höchste Zeit, die Produktion der noch verbleibenden 25’000 Milchproduzenten verbindlich zu regulieren. Dazu brauche es Reformen.
In einer Petition mit dem Titel „Milch – aber nicht mehr als nötig“ fordert Uniterre, dass der Milchpreis ab Hof die Produktionskosten decken soll. Zudem müssten die Steuerung der Milchmenge durch die Schweizer Milchproduzenten (SMP) erfolgen und die Produzentenvertreter in der Branchenorganisation Milch (BOM) von den SMP bestimmt werden.
Bundesamt prüft Massnahmen
„Das Departement prüft weitere Massnahmen in diesem Dossier“, sagte Dominique Kohli, Vizedirektor des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Laut Kohli ist der Druck auf den Bundesrat von Seiten von Uniterre aber zu gross. Das BLW sei selbst „sehr besorgt“ über die aktuelle Situation auf dem Milchmarkt.
Das Parlament wird in diesem Jahr über die zukünftige Agrarpolitik debattieren und entscheiden.