Als Obmann des Basler Heimatschutzes sind für Robert Schiess bauliche Einschnitte im historischen Stadtbild oftmals ein Dorn im Auge, als Hausbesitzer scheint er weniger Hemmungen zu haben.
Das Mehrfamilienhaus an der Breisacherstrasse 57 im Matthäusquartier ist wahrlich kein Schmuckstück. Von einer Bausünde zu sprechen, ist als Beschreibung doch um einiges angebrachter, zumal der sechsgeschossige rotbraune Kubus mit Flachdach einen ausgesprochen augefälligen Einschnitt in einer homogenen Häuserreihe mit den Satteldächern markiert – eine hässliche Zäsur in der Schonzone, die sich eigentlich von der Oetlingerstrasse, über die Leuengasse bis zum Erasmusplatz hinzieht. Erstaunliches aber erfährt man nun, wenn man sich nach dem Besitzer dieses Schandflecks erkundigt: Es handelt sich um Robert Schiess, Obmann des Basler Heimatschutz und vehementer Kämpfer für den Schutz des historischen Stadtbildes.
Schiess ist bekannt für seine Interventionen gegen ausnehmende (und manchmal auch weniger augenfällige) Neubauten auf dem Stadtgebiet. Vehement wehrte und wehrt er sich gegen den Casino-Neubau, gegen den Dachaufbau des Museums der Kulturen, gegen den Messe-Neubau, gegen einen Rheinuferweg im Grossbasel, gegen einen Durchstich durch den Kopfbau der Kaserne, aber auch gegen bauliche Veränderungen an weniger markant erscheinenden Orten, wie etwa gegen den Abriss des Gebäudes des Instituts für Organische Chemie beim Schällemätteli oder gegen bauliche Eingriffe in Aussenquartieren wie Hirzbrunnen oder Breite.
Nun kann man Schiess nicht den Vorwurf machen, für diese bauliche Zäsur in der Breisacherstrasse verantwortlich zu sein. Aber er besitzt sie. Und als Besitzer nutzt er überdies rechtliche Freiheiten, gegen die er sich sonst zur Wehr setzt. So gab er sich als Obmann des Basler Heimatschutzes wenig erfreut darüber, dass die Basler Regierung das Anbringen von Solaranlagen an Häusern in der Schutz- und Schonzone massgeblich erleichtern wollte. An seinem eigenen Haus lässt er nun aber aktuell solche montieren. Gegen diesen Eingriff lässt sich wenig einwenden, denn als schutzwürdig kann man das Haus nun ganz sicher nicht bezeichnen. Auf Widerstand indes stösst eine weitere bauliche Massnahme, nämlich die Montage einer Mobilfunkantennenanlage auf dem Dach. Gegen diese haben Anwohner Einsprache erhoben.