Als wäre die 4:0-Gala von Bayern München im Hinspiel nicht schon genug Demütigung für Barcelona gewesen: Die Deutschen doppelten mit einem 3:0 nach und stehen am 25. Mai gegen Dortmund im CL-Final.
Überraschung schon vor dem Spiel: Fabregas stand in der Startelf, Superstar Lionel Messi sass nur auf der Ersatzbank (wie auf Bayern-Seite der Schweizer Xherdan Shaqiri). Und überraschend war auch, dass die fast 100’000 Fans im Nou Camp nicht in den Genuss der erhofften Start-Offensive kamen. Zu ungestüm agierten die Katalanen, zu diszipliniert die Münchner Abwehr. Es dauerte fast eine halbe Stunde bis zur ersten Grosschance von Xavi.
Das Team von Jupp Heynckes, der als Spitze Mario Mandzukic gegenüber Mario Gomez den Vortritt gab, blieb bei gelegentlichen Kontern vorerst auch nicht besonders gefährlich. Aber für Heynckes war es zur Pause noch klarer als noch zu Beginn, dass er kaum ein «Déja vu» erleben wird: In der Saison 1985/86 hatte er als Trainer von Borussia Mönchengladbach in der 3. UEFA-Cup-Runde im Hinspiel daheim Real Madrid mit 5:1 bezwungen und schied im Rückspiel mit 0:4 aus.
Pique schiesst Eigentor
Die allerletzten Zweifel nahm ihm in der 48. Minute Arjen Robben: Er traf mit einem seiner berühmten Schlenzer von der rechten Seite mit links in die weite Torecke. 1:0 für Bayern. Barcelona hätte jetzt schon sechs Tore erzielen müssen. Trainer Tito Vilanova nahm danach das «Mittelfeld-Hirn» Xavi raus, brachte aber nicht etwa Messi, sondern Sanchez. Und er schonte in der aussichtslosen Lage den Argentinier bis zum Ende: Für Iniesta kam Thiago (64.) und für für Bartra Montoya (86.) ins Spiel.
Die Demütigung komplett machten in der 72. Minute Barcelona-Verteidiger Pique mit einem Eigentor (fälschte eine Ribery-Flanke mit dem Knie ins Tor) und in der 76. Minute Thomas Müller mit seinem Kopfballtor perfekt. Damit glückte den Bayern auch die Revanche für die 0:4-Viertelfinal-Pleite vor vier Jahren im gleichen Stadion.
Deutsch-deutscher Final
Was Heynckes besonders freuen dürfen: Er kann auf alle seiner sechs gelb-gefährdeten Spieler im Final zählen. Weder Lahm, Martinez und Schweinsteiger noch Gustavo (ersetzte in der 66. Minute Schweinsteiger) leisteten sich eine Verwarnung; Dante und Gomez wurden gar nicht eingesetzt und können am 25. Mai im Londoner Wembley-Stadion spielen, wenn es zum ersten rein deutschen Champions-League-Final gegen Borussia Dortmund kommt. Der dritte Final für Bayern in den letzten vier Jahren, der erste für Dortmund seit dem Sieg 1997.