Bayern–Real: Der Wettkampf der Fussballkulturen

Titelverteidiger Bayern München geht mit einem 0:1-Rückstand in das heutige Halbfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Real Madrid. Die Aufgabe ist alles andere als einfach.

Will sich gegen Real durchsetzen: Arjen Robben (links) (Bild: SI)

Titelverteidiger Bayern München geht mit einem 0:1-Rückstand in das heutige Halbfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Real Madrid. Die Aufgabe ist alles andere als einfach.

Bayern gegen Real ist das Duell der Superlative – und für die viele ein vorgezogenes Endspiel. Die Münchner streben ihren dritten Finaleinzug in Folge und den vierten innerhalb von fünf Jahren an. Sie wollen als erstes Team in der Geschichte im Final am 24. Mai in Lissabon den Champions-League-Titel verteidigen. Die «Königlichen» aus Madrid träumen von der «Decima», dem zehnten Gewinn der wichtigsten Trophäe im Clubfussball – und dem ersten seit 2002.

Es ist das Aufeinandertreffen verschiedener Fussballphilosophien, zweier Trainer, welche die Champions League mit ihren Stammvereinen FC Barcelona und AC Milan sowohl als Spieler wie auch als Trainer gewonnen haben. Auf der einen Seite die von Pep Guardiola verschriebene totale Ballkontrolle der Bayern, das mittlerweile auch von ihnen bis zum Exzess praktizierte Tiqui-Taca.

Auf der anderen Seite das von Carlo Ancelotti noch einmal verfeinerte Umschaltspiel der Madrilenen, die mit Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Gareth Bale über das schnellste und treffsicherste Angriffstrio in Europa verfügen. Ob Galatasaray Istanbul (6:1, 4:1), FC Kopenhagen (4:0), Juventus (2:1), Schalke (6:1, 3:1) oder Dortmund (3:0): die Angriffsmaschinerie von Real zwang in der laufenden Saison bislang alle in die Knie. 33 Tore schoss Real in elf Spielen, 14 davon allein Cristiano Ronaldo. Nur im Rückspiel gegen Dortmund blieben die Madrilenen ohne Treffer (0:2).

Bayern – die Barça-Kopie ohne Messi

Auch das Halbfinal-Hinspiel gegen Bayern München am letzten Mittwoch im Bernabeu entschied Real dank taktischer Cleverness, stabiler Defensive und etwas Wettkampfglück für sich. Bayern erzielte erstmals seit Februar 2012 und dem 0:1 im Achtelfinal-Hinspiel gegen Basel in der Champions League auswärts keinen Treffer. Vor allem die spanische Presse konnte ihre Schadenfreude über Guardiolas erste Niederlage als Trainer im Bernabeu nicht verhehlen. «Guardiola hat seine Jungfräulichkeit verloren», schrieb «El Mundo». Für «Sport» war Bayern München «eine Kopie von Barça ohne Messi».

Für Guardiola ist das heutige Rückspiel der bisher wichtigste Auftritt seiner Amtszeit bei Bayern München. Der Katalane hatte in den ersten knapp neun Monaten als Bayern-Trainer die Spielweise des Triple-Gewinners noch einmal weiterentwickelt und die Münchner zum schnellsten deutschen Meister der Geschichte gemacht, wofür er von allen Seiten Lob geerntet hat. Nun weht ihm erstmals eine leichte Bise entgegen; nach dem Leistungsabfall in der Bundesliga in den letzten Wochen und der Niederlage in Madrid wurden erste kritische Stimmen laut.

Die Statistik spricht für die Bayern. Von den zehn bisherigen Duellen in München gewann das Heimteam neun, ein Spiel endete Remis. Fünfmal begegneten sich die beiden Teams in einem Halbfinal, viermal setzten sich die Bayern durch, zuletzt 2012 im Penaltyschiessen. Neben der Ehre und den sportlichen Meriten geht es heute in der Allianz-Arena auch um viel Geld. Allein für den Einzug in den Final zahlt die Uefa 6,5 Millionen Prämie, ein Sieg im Estadio da Luz in Lissabon (gegen Chelsea oder Atletico Madrid) wird mit 10,5 Millionen honoriert.

» Zweiter Halbfinal: Mittwoch, 20.45 Uhr, Chelsea FC–Atlético Madrid (Himspiel: 0:0)

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