Heute stehen sich zum dritten Mal innerhalb von 24 Monaten Bayern München und Borussia Dortmund in einem grossen Endspiel gegenüber. Der Druck vor dem Cupfinal in Berlin liegt beim Meister.
Wohl noch nie lagen bei Bayern München die interne und externe Erwartungshaltung dermassen weit auseinander wie heuer. «Monatelang wird beklagt, dass der FC Bayern den deutschen Fussball erdrückt, dass er zu stark ist für die Bundesliga. Und ein paar Wochen später werden die Mannschaft und das System von Pep Guardiola kritisiert», äusserte sich Rummenigge vor dem Cupfinal in der Klubzeitschrift «Bayern Magazin» irritiert über Teile der Öffentlichkeit. «Scheinbar sind uns in Deutschland ein bisschen die Massstäbe abhanden gekommen. Mit sachlicher Kritik und realistischen Erwartungen hat das nichts mehr zu tun.» Guardiola habe eine klare, grossartige Philosophie, für die er sich nicht rechtfertigen müsse. Rückendeckung erhielt der Katalane nicht nur von der Klubspitze, sondern auch seitens der Spieler. Der radikale mediale Meinungsumschwung bezüglich Guardiolas Ballbesitz-Philosophie sorgte auch bei ihnen für Verwunderung.
In der Tat mutet es merkwürdig an, mit welch geballter Kritik sich Bayern München derzeit konfrontiert sieht. Dies notabene nach Monaten, in denen nicht nur 90 von 102 möglichen Punkten in der Bundesliga gewonnen wurden und zum dritten Mal de suite der Einzug in die Champions-League-Halbfinals gelang, sondern quasi nebenbei mit dem Sieg im UEFA-Supercup und bei der Klub-WM auch die Titelsammlung nach dem Triple-Gewinn 2013 komplettiert werden konnte. Bayern wurde dergestalt zum einzigen europäischen Klub, der in den vergangenen 40 Jahren alle zu gewinnenden internationalen Trophäen mindestens einmal in seinen Besitz gebracht hat.
Freilich interessieren internationale Meriten heute ebenso wenig wie die Tatsache, dass Bayern das wichtigste Duell überhaupt gegen Dortmund vor einem Jahr im Wembley gewinnen konnte (2:1). Anders als vor Jahresfrist anlässlich des Champions-League-Finals ist ein Favorit vor dem 71. deutschen Cupfinal (ab 20 Uhr) nicht auszumachen, zumal die Formkurve Dortmunds im Gegensatz zu jener Bayerns stark ansteigend ist. Das Team von Coach Jürgen Klopp präsentierte sich in den vergangenen Wochen als «Lach- und Schiessgesellschaft» und tritt mit grossem Selbstbewusstsein in Berlin an. Obschon sich Marco Reus und Robert Lewandowski in bestechender Form befinden und Henrich Mchitarjan zuletzt mit einer Leistungsexplosion aufgewartet hat, wird die Favoritenrolle von Dortmunder Seite fast schon traditionell den Münchnern zugeschoben. Bayern muss verletzungsbedingt auf Bastian Schweinsteiger und Thiago verzichten; auch Franck Ribéry gehört wegen Rückenproblemen möglicherweise nicht Bayerns Startformation an. Mario Mandzukic wurde von Trainer Guardiola für den Cupfinal überraschenderweise nicht berücksichtigt.