Für die Schweizer Beach-Soccer-Nationalmannschaft platzt mit der 3:4-Niederlage nach Verlängerung gegen den Iran der Traum vom Gewinn des WM-Titels auf den Bahamas.
Die nächsten Monate werden nun für die zukünftige Ausrichtung der Sportart wegweisend sein.
«Wir haben eine grosse Chance verpasst, etwas Grosses zu erreichen.» Der Schweizer Topskorer Dejan Stankovic brachte es nach dem bitteren Ausscheiden auf den Punkt. Die zweite WM-Finalteilnahme nach 2009 war für die SFV-Auswahl greifbar, hätte doch in den Halbfinals Tahiti und nicht einer der beiden Topfavoriten Brasilien und Italien gewartet. Der Ausgleich 57 Sekunden vor Schluss zum 3:3 und ein überragender iranischer Torhüter in der Verlängerung liessen im karibischen Ferienparadies die Schweizer Träume vom grossen Coup aber platzen.
Stankovic war trotz des Scheiterns stolz auf seine Mannschaft: «Wir dürfen nicht vergessen, wir sind alles Amateure.» Im Gegensatz zu den anderen WM-Teilnehmern verdienen er und seine Kollegen ihren Lebensunterhalt nicht mit dem Sport. Das Budget von Swiss Beach Soccer ist beschränkt, die Spieler gaben für die Teilnahme an der WM ihre Ferien her. Nächste Woche kehren sie in ihre Jobs zurück, als Rechtsanwalt, Ingenieur, Primarlehrer oder Apotheker.
Mit dem Scheitern in den Viertelfinals verpassten es die Schweizer auch, zumindest temporär ins mediale Rampenlicht zu rücken. Ab den Halbfinals hätte das Schweizer Fernsehen die Spiele live übertragen. Während Beach-Soccer-Spieler in anderen Ländern wie Brasilien oder dem Iran, wo ein zweistelliges Millionenpublikum die WM-Spiele im Fernsehen live verfolgt, sportliche Helden sind, fristen die Schweizer in ihrer Heimat noch immer ein Mauerblümchendasein.
Seit Jahren kämpfen CEO Reto Wenger und Nationaltrainer Angelo Schirinzi, die beiden Schweizer Beach-Soccer-Pioniere, um eine breitere Akzeptanz ihrer Sportart. Ein erster sportpolitischer Erfolg zeichnet sich ab, die Aufnahme von Beach Soccer bei Swiss Olympic ist auf gutem Weg, was zusätzliche finanzielle Mittel garantieren würde.
Auch eine Aufwertung innerhalb der FIFA und des Schweizer Fussballverbandes käme der Entwicklung der Sportart zugute. Philippe Hertig, Finanz-Verantwortlicher und Mitglied des Zentralvorstandes im SFV, zeigte sich bei seinem Besuch in Nassau angetan von der Leistungsbereitschaft, dem sportlichen Spektakel und der familiären Atmosphäre innerhalb der globalen Beach-Soccer-Community. Noch hält sich die finanzielle Unterstützung des SFV in Grenzen, andere Auswahlen geniessen Priorität. «Mit den Mitteln, die sie zur Verfügung haben, vollbringen sie ein Wunder», anerkannte Hertig.
Wie es mit der Sportart weitergehen wird, hängt auch von der FIFA ab. Nach dem Turnier in Nassau wird sie über die Ausrichtung und den Stellenwert des Beach Soccers innerhalb des Weltverbands entscheiden. Präsident Gianni Infantino machte sich in Nassau ebenso ein Bild vor Ort wie Generalsekretärin Fatma Samoura. «Die Sportart ist jung, sie ist frisch, sie macht Freude», so Infantino. Es sei wichtig, dass der Fussball auch abseits einer Fussball-WM oder der Champions League stattfinden würde. Und Beach Soccer ist global: In den WM-Halbfinals stehen vier Teams aus vier verschiedenen Konföderationen.
Die Chancen, dass das Binnenland Schweiz zumindest auch in naher Zukunft in der Weltspitze des Beach Soccers mithalten wird, stehen trotz geringer finanzieller Mittel gut. Die Mischung aus Erfahrung und Jugendlichkeit innerhalb des Teams stimmt, mit dem 23-jährigen Noel Ott und den erst 20-jährigen Glenn Hodel und Tobias Steinemann verfügt die Schweiz über Spieler mit grossem Potenzial. «Wir werden aus den Fehlern lernen und noch stärker zurückkommen», sagte Stankovic. Die nächste Chance bietet sich ihm und seinen Teamkollegen an der WM 2019.