Die richterliche Befragung der IWF-Chefin Christine Lagarde wegen einer Finanzaffäre aus ihrer Zeit als französische Finanzministerin ist fortgesetzt worden. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) traf am Morgen am Gerichtshof der Republik in Paris ein.
Fragen wartender Journalisten beantwortete sie nicht. Lagarde war bereits gestern zwölf Stunden lang zu umstrittenen staatlichen Entschädigungszahlungen an den Geschäftsmann Bernard Tapie nach dem Verkauf des deutschen Sportartikelherstellers Adidas im Jahr 1993 befragt worden.
Lagarde droht in der sogenannten Tapie-Affäre ein formelles Ermittlungsverfahren, was auch ihren Posten an der Spitze des IWF gefährden könnte. Tapie hatte Adidas 1993 an eine Investorengruppe verkauft, an der auch die damals staatliche Bank Crédit Lyonnais beteiligt war.
Tapie, der im folgenden Jahr Privatinsolvenz anmelden musste, warf der Bank vor, ihn beim Verkauf des Unternehmens übervorteilt zu haben, und klagte auf Entschädigung. Um den jahrelangen Rechtsstreit zu beenden, rief die damalige französische Finanzministerin Lagarde 2007 ein Schiedsgericht an, das Tapie schliesslich Schadenersatz in Höhe von 285 Millionen Euro – mit Zinsen 400 Millionen Euro – zusprach.
Umstritten ist die Anrufung des privaten Schiedsgerichts wie auch Lagardes Entscheidung, gegen den Schiedsspruch keinen Widerspruch einzulegen, obwohl ihr Experten dazu rieten. Seit August 2011 laufen gegen Lagarde erste Ermittlungen wegen «Beihilfe zur Fälschung» und «Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder». Lagarde verteidigte ihre Entscheidung, das Schiedsgericht anzurufen und den Spruch zu akzeptieren, wiederholt als damals «beste Lösung».