Der Beginn der Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der marxistischen Farc-Guerilla gestaltet sich schwierig: Die für Montag geplanten Vorgespräche in Oslo sind wegen Gewittern und Haftbefehlen um mindestens einen Tag verschoben worden.
Die Unterhändler beider Seiten hätten noch nicht in die norwegische Hauptstadt reisen können, berichteten kolumbianische Medien. Schwere Gewitter hätten den Abflug der Regierungsdelegation in Bogota verhindert.
Die aus der kubanischen Hauptstadt Havanna anreisenden Farc-Unterhändler warteten unterdessen noch auf Dokumente, die sie vor einer Festnahme bei der Reise nach Europa schützen sollen. Die kolumbianische Regierung hatte den Rebellen eine Aufhebung der gegen sie vorliegenden internationalen Haftbefehle zugesagt.
Die Delegationen beider Seiten würden nun frühestens am Dienstagabend in Oslo erwartet, berichteten der kolumbianische Rundfunksender RCN und die Zeitung „El Espectador“ unter Berufung auf Regierungsquellen. Ungewiss sei somit, ob die angekündigte Medienkonferenz zum formellen Beginn der Verhandlungen an diesem Mittwoch stattfinden werde.
Die Gespräche, die in einem nächsten Schritt nach Havanna verlegt werden sollen, finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Darin wird es unter anderem um die Forderung der marxistischen „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (Farc) nach einer Waffenruhe gehen. Die kolumbianische Regierung lehnt das bisher ab.
Vierter Anlauf seit 1984
Es ist der vierte Versuch seit 1984, den inzwischen fast 50 Jahre dauernden Konflikt in Kolumbien zu beenden. Norwegen wurde wegen seiner Tradition als Vermittler bei Friedensgesprächen ausgesucht.
Ausserdem zählt das Land nicht zur EU, wo die Farc-Guerilla als terroristische Organisation eingestuft ist. Auch Venezuela und Chile sollen die Verhandlungen unterstützen.
Die Farc sind mit rund 9000 Kämpfern die grösste und älteste Guerilla Südamerikas. Seit 1964 bekämpft sie den Staat. Nach Einschätzung von Kritikern ist der Kampf aber kaum noch politisch motiviert, sondern eng mit Drogenhandel, Mord, Geiselnahme und Lösegelderpressung verbunden. Der Konflikt hat bisher mehr als 200’000 Menschen das Leben gekostet.