Drei Monate nach dem Tod des libyschen Ex-Machthabers Muammar al-Gaddafi haben dessen Anhänger die Wüstenstadt Bani Walid unter ihre Kontrolle gebracht. Bei blutigen Kämpfen mit ehemaligen Rebellen hätten die Gaddafi-Anhänger die Stadt im Nordwesten eingenommen.
Fünf Ex-Rebellen seien getötet worden, sagte der örtliche Beamte M’Barek al-Fotmani der Nachrichtenagentur AFP, der sich in einem von Gaddafi-Getreuen umzingelten Militärstützpunkt der Stadt befand. Unter den Getöteten sei auch der Kommandant der Brigade. Zudem seien etwa 30 Ex-Rebellen verletzt worden.
Die Gaddafi-Anhänger hatten den Angaben zufolge zunächst den Armeestützpunkt der früheren Rebellen angegriffen. Anschliessend gelang es ihnen, die Kontrolle über die Stadt zu gewinnen.
Wie der Sprecher des Stadtrats von Bani Walid, Mahmud al-Werfelli, erklärte, hissten die Gaddafi-Kämpfer anschliessend die grüne Flagge aus Gaddafis Regierungszeit.
Das südwestlich von Tripolis gelegene Bani Walid galt lange als Gaddafi-Hochburg und war während des monatelangen Volksaufstandes gegen Gaddafi eine der letzten Bastionen seiner Anhänger.
Wenige Tage vor dem Tod des früheren Machthabers Mitte Oktober nahmen Kämpfer des libyschen Übergangsrats die Stadt ein. Die Kämpfe vom Montag waren die schwersten in Bani Walid seit der „Befreiung“ des Landes nach acht Monaten Bürgerkrieg.
Warnung vor Bürgerkrieg
Auch im ostlibyschen Bengasi kam es am Wochenende zu Gewaltausbrüchen. Demonstranten hatten am Samstag den Sitz des Übergangsrats gestürmt und geplündert. Hintergrund der bereits seit Wochen anhaltenden Proteste sind Vorwürfe mangelnder Transparenz und Kritik an der Weiterbeschäftigung von Mitgliedern der gestürzten libyschen Führung unter Muammar al-Gaddafi.
Am Sonntag kündigte der Vizepräsident des Übergangsrats, Abdel Hafes Ghoga, als Reaktion auf die Proteste seinen Rücktritt an. Er hatte besonders in der Kritik gestanden. Der Vorsitzende des libyschen Übergangsrats, Mustafa Abdul Dschalil, warnte vor neuer Gewalt, sollte das Gremium zurücktreten.
„Wir treten nicht zurück, weil dies zu einem Bürgerkrieg führen würde“, sagte Dschalil am Sonntagabend dem Fernsehsender Libya al-Hurra.