Beide Bärenjunge im Berner „Dählhölzli“ sind tot

Der zweite Jungbär im Berner Tierpark Dählhölzli ist tot. Ein Tierarzt hat das Jungtier am Montag eingeschläfert, um es vor weiterem Stress und Leiden zu bewahren. Bärenvater „Misha“ ging mit dem Kleinen rabiat um und Bärenmutter „Masha“ vernachlässigte ihre Mutterrolle.

Jungbär im Berner Tierpark (Archiv) (Bild: sda)

Der zweite Jungbär im Berner Tierpark Dählhölzli ist tot. Ein Tierarzt hat das Jungtier am Montag eingeschläfert, um es vor weiterem Stress und Leiden zu bewahren. Bärenvater „Misha“ ging mit dem Kleinen rabiat um und Bärenmutter „Masha“ vernachlässigte ihre Mutterrolle.

Zwölf Wochen lebte die Bärenfamilie mit ihrem Nachwuchs im Berner Tierpark Dählhölzli zusammen in der Bärenanlage. Obschon Bärenmännchen ihrem Nachwuchs gefährlich werden können, entschied sich die Tierparkleitung, die Bärenfamilie nicht zu trennen.

Die beiden von Hand aufgezogenen Elterntiere hätten eine Trennung nicht verkraftet, begründete die Tierparkleitung den Entscheid. Das Wohl der erwachsenen Bären stehe an erster Stelle, bekräftigte der Tierpark am Montag in seiner Mitteilung.

Der Tierpark wollte den beiden handaufgezogenen Bären „Misha“ und „Masha“ die Möglichkeit geben, richtiges Bärenverhalten zu erlernen. Dazu gehört nach Ansicht der Tierpark-Leitung auch das Austragen und Aufziehen von Jungen.

„Der Verlust von Jungtieren ist nach biologischen Grundsätzen, wie auch nach Tierschutzkriterien, weniger gravierend als ein dauerhaft verhaltensauffälliger, erwachsener Bär“, betont die Tierparkleitung.

Stark aufeinander fixiert

Bei Mutter „Masha“ hätten sich gewisse Mutterinstinkte eingestellt, sagte der stellvertretende Tierparkdirektor Jürg Hadorn am Montag auf Anfrage. Doch das Weibchen sei stark auf Bärenmännchen „Misha“ fixiert. Und dieser Instinkt habe zunehmend den Mutterinstinkt überlagert.

Um Aufmerksamkeit zu erregen habe „Misha“ ein Jungtier aus dem Stall geholt und im Spiel rabiat traktiert. Wenn er sich die Aufmerksamkeit der Bärendame gesichert hatte, habe er meist von seinem Spiel abgelassen, wie Hadorn erzählte.

Am 2. April kam das erste Jungtier bei dem rabiaten Spiel ums Leben. Der Tierpark liess die Bärenfamilie weiterhin zusammen. „Die Bären entscheiden, wie es weitergeht“, sagten damals Tierparkvertreter.

Ablenkungsversuche und das zeitweise Wegsperren der Elterntiere brachten nur kurze Entspannungsphasen. Die versuchsweise Trennung der Elterntiere habe diese stark gestresst, so Hadorn.

Überforderte Bäreneltern

Die Tierparkleitung habe selbstverständlich alle möglichen Szenarien durch diskutiert, sagte der stellvertretende Tierparkdirektor weiter. Der Entscheid, den zweiten Jungbären einzuschläfern, sei dann aber am Montagmorgen situativ gefallen, nachdem „Misha“ den Kleinen wieder aus dem Stall geholt habe.

Weshalb „Misha“ und „Masha“ mit ihrer Elternrolle überfordert waren, ist unklar. Ganz unabhängig davon, habe auch der Tod des zweiten Jungtieres die Mitarbeitenden des Tierparks mitgenommen und betroffen gemacht, heisst es in der Mitteilung weiter.

Kein Nachwuchs mehr

Bärennachwuchs von „Misha“ und „Masha“ wird es keinen mehr geben. Das Männchen wird in den nächsten Wochen sterilisiert, wie schon seit dem Tod des ersten Jungbären bekannt ist.

„Misha“ und „Masha“ kamen 2009 nach Bern – als Geschenk der damaligen russischen Präsidentengattin Swetlana Medwedewa. Der Berner Tierpark baute für die beiden nicht miteinander verwandten, von Hand aufgezogenen Bärenwaisen extra ein neues Gehege, den im März 2012 eingeweihten „BärenWald“.

In der Stadt Bern gibt es noch eine zweite Anlage für das Wappentier: den Bärenpark. Dort leben die Bären „Finn“, „Björk“ und ihre Tochter „Ursina“. Auch Bärenvater „Finn“ ist sterilisiert.

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