Die Tessiner Kantonshauptstadt Bellinzona steht ab Donnerstag ganz im Zeichen der Fasnacht Rabadan. Für sechs Tage wird die gesamte Innenstadt dann zu einer riesigen Feiermeile. Neben den 30’000 Besuchern werden auch Guggemusiker aus der ganzen Schweiz erwartet.
Die Veranstalter rechnen damit, dass sie rund 30’000 Eintrittstickets für die «Fasnachtsstadt» verkaufen werden – gutes Wetter vorausgesetzt. Im vergangenen Jahr habe heftiger Schneefall am Sonntag viele Besucher davon abgehalten, den grossen Umzug zu besuchen, sagte der Präsident der Rabadan-Gesellschaft, Bixio Caprara, am Dienstag auf Anfrage. Dies habe sich auch in der Bilanz niedergeschlagen.
Eine Stadt im Ausnahmezustand
2016 soll die sechstägige Rabadan-Sause 1,7 Millionen Franken kosten – zwei Drittel davon werden laut den Veranstaltern durch den Ticketverkauf gedeckt. Nahezu die gesamte Innenstadt steht im Zeichen der Fasnacht: Die zentralen Plätze sind geschmückt oder mit Zelten überbaut – Bushaltestellen wurden vorübergehend verlegt, und Parkbänke und Briefkästen wurden vor den feierwütigen Besuchern in Sicherheit gebracht.
Das Logo der veranstaltenden Rabadan-Gesellschaft, eine rennende Burg, ist seit Tagen an verschiedenen Ecken der Stadt zu sehen – sogar den Turm des Castelgrande, das zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, ziert mittlerweile ein riesiges Rabadan-Banner.
Fast alle tragen Faschingsfarben
Beim Rabadan gebe es keine wirkliche Unterscheidung zwischen Publikum und Fasnachtsgruppen – es seien einfach alle verkleidet. Dies sei die Besonderheit der Bellinzoneser Fasnacht, sagte Caprara.
Neben vielen Besuchern aus der Zentralschweiz werden laut Homepage auch Gast-Guggen aus den anderen Landesteilen erwartet: So zum Beispiel die Loubeschränzer und Moosrugger aus Freiburg und die Pläfä Fleglä aus Bern.
Die Umzugswagen am Sonntag werden die Politik und Wirtschaft aufs Korn nehmen. Die Themen reichen von der Gemeindefusion in Bellinzona über ein neues Stadion für den Eishockeyclub Ambri-Piotta bis zum VW-Abgasskandal. Auch an der Abstimmung zum Gotthard-Strassentunnel geht in diesem Jahr an der Fasnacht kein Weg vorbei.
Rummel nach Sonnenuntergang
Das Wort «Rabadan» entstamme dem Mailänder Dialekt und bedeute so viel wie «Rummel», «Getöse» oder «Verwirrung», sagte eine Mitarbeiterin des Tessiner Zentrums für Dialektforschung und Ethnografie auf Anfrage.
Die Veranstalter weisen auf ihrer Homepage aber noch auf eine andere Herkunftsgeschichte hin: Zur Zeit der Kreuzzüge hätten Ritter aus dem Piemont, die Muslime bei der Fastenzeit Ramadan beobachtet: Sie entlehnten das Wort, um damit anschliessend nicht mehr das Gebet und das Fasten zu beschreiben, sondern nur noch die ausgelassene Feier nach Sonnenuntergang.