Belinda Bencic landet in ihrem ersten Grand-Slam-Viertelfinal hart auf dem Boden der Realität. Gegen Peng Shuai passt nicht viel zusammen, sie verliert in lediglich 64 Minuten 2:6, 1:6.
Die 28-jährige Chinesin verfügt über viel mehr Erfahrung als die 17-jährige Ostschweizerin. Sie bestreitet am US Open das 37. Grand-Slam-Turnier ihrer Karriere, Bencic das vierte. Dennoch war es auch für Peng der erste Viertelfinal auf höchster Stufe. Von Nervosität zeigte die Asiatin aber keine Spur.
Nur ganz zu Beginn vermochte Bencic mitzuhalten. Bei 1:1 kam sie zu ihren ersten beiden Breakchancen, die Peng mit einem Ass und einem Aufschlagwinner auf souveräne Art abwehrte. Es sollten bis zum Schluss die einzigen Breakbälle der Schweizerin bleiben. Die Weltnummer 39 aus Tianjin agierte genauso souverän wie in den ersten vier Runden, als die Nummern 4, 14 und 28 des Turniers ausgeschaltet hatte – und dabei in keiner Partie mehr als sieben Games verlor.
Bei Bencic hingegen funktionierten all die Dinge, die sie in den Tagen zuvor so hervorragend gemacht hatte, nicht. Bei 33 Grad im Schatten – von dem im Arthur Ashe Stadium kaum welcher zu finden ist – beging sie zu viele Fehler und konnte die Chinesin kaum je unter Druck setzen. Zudem verlor sie diesmal die entscheidenden Ballwechsel, vor allem im ersten Satz, der nicht so klar war, wie es das Resultat aufzeigt.
Nach ihren vergebenen Breakchancen verlor Bencic aber gleich ihr eigenes Aufschlagspiel zum 1:3. Von dem Rückstand erholte sie sich nicht mehr. Nach 35 Minuten und einem zweiten Break zum 6:2 hatte Peng den ersten Durchgang gewonnen. Für Bencic kam viel Ungemach zusammen: Sie wurde im dritten Game für Coaching durch ihren Vater verwarnt, lag bei allen ihren Challenges daneben (zum Teil nur um Zentimeter) und musste sich bis zum Schluss 19 unerzwungene Fehler notieren lassen. Peng hingegen wies mit 24 Gewinnschlägen und gerade mal sieben einfachen Fehlern eine sensationelle Statistik auf.
«Es waren einige kleine Dinge, unnötige Fehler von mir, Bälle, die knapp im Aus waren, die entschieden», stellte Bencic fest. Hitze oder die fehlende Erfahrung wollte sie nicht als Ausrede benützen. «Die Hitze macht mir gar nichts aus», betonte sie. «Und ich war auch nicht speziell nervös.» Peng sei einfach besser gewesen. «Sie schlägt gut auf, das setzt einen beim eigenen Service unter Druck. Und ihr beidhändiges Spiel mit Vor- und Rückhand ist doch sehr ungewohnt.»
Immerhin gelang Bencic bei 0:5 im zweiten Satz noch das «Ehrengame», nach einer Rückhand ins Netz war die Niederlage mit 2:6, 1:6 nach 64 Minuten Tatsache. Die im Kanton Schwyz wohnhafte Bencic muss sich allerdings nicht grämen. Als jüngste US-Open-Viertelfinalistin seit Martina Hingis 1997 hat sie in New York ein deutliches Ausrufezeichen gesetzt. Ihre grosse Zeit kommt noch – wenn auch nicht mehr am diesjährigen US Open.