Der italienische Modekonzern Benetton sorgt mit montierten Kuss-Bildern vom Papst und mehreren Politikern für Aufregung. Die Werbekampagne verärgerte den Vatikan und das Weisse Haus.
„Unhate“ – Nicht-Hass – heisst eine Plakatserie mit Fotomontagen, die etwa Papst Benedikt XVI. und den ägyptischen Imam Ahmed al-Tajjeb beim Lippenkuss zeigen. Obwohl Benetton den päpstlichen Kuss am Mittwochabend zurückzog, schickte der Vatikan am Donnerstag seinen Protesten eine juristische Drohung hinterher.
Das vatikanische Staatssekretariat habe seine Anwälte beauftragt, in Italien und im Ausland Veröffentlichungen des Bildes mit Benedikt auch über die Massenmedien zu verhindern, hiess es am Donnerstag aus dem Vatikan. Dieses Foto sei „typisch kommerziell“ und beschädige die Würde des Papstes und der katholischen Kirche. Auch könnten Gläubige dadurch geschockt sein.
„Es sind symbolische Bilder der Versöhnung – mit einem Stich ironischer Hoffnung und konstruktiver Provokation“, hatte Benetton seine Serie zuvor vorgestellt. Das sah der Vatikan anders: Die Kampagne instrumentalisiere und manipuliere auf absolut „inakzeptable Weise“ das Bildnis des Papstes, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi.
Küssende Rivalen
Auch US-Präsident Barack Obama wird auf einer Fotomontage gezeigt, wie er seinen chinesischen Kollegen Hu Jintao sowie Venezuelas Staatschef Hugo Chavez küsst.
In Washington reagierte man verärgert. „Das Weisse Haus verfolgt seit langem eine Politik, die den Gebrauch des Namens oder Abbilds des US-Präsidenten zu kommerziellen Zwecken ablehnt“, sagte der Sprecher des Weissen Hauses, Eric Shultz, der Nachrichtenagentur dpa.
Vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts erscheint auch der Kuss von Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas brisant. Obwohl das Bild auf der Titelseite der Zeitung „Haaretz“ erschien, reagierte man in Jerusalem gelassen. Netanjahus Sprecher Mark Regev sagte: „Wir haben nicht besonders darauf geachtet.“ Auch in Ramallah fiel das Foto kaum auf.