Bei einem Angriff des US-Militärs auf eine Einheit der syrischen Armee und verbündeter Milizen sind im Süden Syriens einem Bericht von Aktivisten zufolge acht Menschen getötet worden. Der Konvoi habe sich einem von der Koalition genutzten Stützpunkt genähert.
Nach Angaben eines US-Vertreters, der anonym bleiben wollte, handelte es sich bei dem getroffenen Konvoi «wahrscheinlich» um schiitische Milizen. «Die meisten der Getöteten gehörten zu Milizen, die loyal zum syrischen Regime waren, und sind keine Syrer», sagte auch der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Es gebe zudem Verletzte.
Die von den USA angeführte Anti-IS-Koalition hatte die Gruppe am Donnerstag nach eigenen Angaben angegriffen, weil sie sich nordwestlich des Ortes At-Tanf innerhalb einer «Deeskalationszone» bewegt habe, in der sich Koalitionskräfte aufgehalten hätten. Diese hätten seit Monaten innerhalb dieser Gegend operiert, um Verbündete im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auszubilden.
Russischer Versuch ohne Erfolg
Ein Vertreter des Pentagons, der nicht namentlich zitiert werden wollte, sagte, ein Kommandant der Anti-IS-Koalition habe entschieden, dass die Regierungstruppen eine Gefahr für Mitglieder der Koalition dargestellt hätten. Daraufhin seien zunächst Warnschüsse abgegeben worden. Schliesslich habe man den Luftangriff ausgeführt.
In der Mitteilung der Koalition hiess es, die Angriffe seien ausgeführt worden, nachdem Russland versucht habe, die «regimefreundlichen Kräfte» davon abzuhalten, sich weiter zu nähern. Die russischen Versuche seien jedoch ohne Erfolg geblieben.
Die USA und Russland unterhalten einen Kommunikationskanal, mit dem sie sich gegenseitig über Luftangriffe und Operationen in Syrien informieren, um Risiken für die andere Seite auszuschliessen.
Nach den Worten von US-Verteidigungsminister James Mattis bedeutet der Luftangriff keine Ausweitung der US-Militäraktionen in Syrien; er habe lediglich der «Verteidigung» gedient. «Wir weiten unsere Rolle im syrischen Bürgerkrieg nicht aus, aber wir werden unsere Soldaten verteidigen», sagte er in Washington.
Mehrfach angegriffen
Der abgelegene Stützpunkt At Tanf wird von Eliteeinheiten der britischen und US-Streitkräfte genutzt und war in den vergangenen Monaten mehrfach angegriffen worden, unter anderem von IS-Kämpfern.
Die US-geführte Koalition fliegt seit 2014 Luftangriffe auf die IS-Miliz in Syrien. Im vergangenen Monat griffen die USA als Vergeltung für einen mutmasslichen Chemiewaffenangriff einen syrischen Luftwaffenstützpunkt mit Marschflugkörpern an. Es war der erste direkte Angriff des US-Militärs auf die syrischen Regierungstruppen.
Die US-geführte Koalition setzt in Syrien auf die Unterstützung syrischer Rebellen, während Russland die Regierungstruppen von Präsident Baschar al-Assad unterstützt.
Hochzeitsgesellschaft beschossen
Im Osten Syriens beschossen IS-Einheiten die von Regierungstruppen kontrollierte Stadt Deir al-Saur mit Artillerie. Dabei wurden mindestens 14 Menschen getötet und weitere 21 verletzt, berichtete die Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Zahlreiche Granaten erfassten dabei eine Hochzeitsgesellschaft in der Nähe des Militärflugplatzes.
Nach stundenlangen Kämpfen eroberte Regierungstruppen in der zentralsyrischen Provinz die Ortschaft Akareb aus der Gewalt der IS zurück. Nach Angaben der Staatsagentur Sana töteten die IS-Kämpfer mindestens 52 Dorfbewohner. Die Angaben liessen sich nicht von unabhängiger Seite verifizieren.