Berlinale 5: Piratenalarm

Wer an den Internationalen Filmfestspielen in Berlin einen Film sehen will, der darf kostenlos an einer der Kultveranstaltungen der Berlinale teilnehmen: Schlangestehen. Das schreckt Filmfreunde nicht ab. Die Warteschlagen bietet oft schon ein umfassendes Kinoerlebnis. Mit Nervenkitzel. Unterhaltung. Menschenkenntnis.Und Muskelkater. Wer an der Berlinale den schwedischen Dokumentarfilm  «TBF AFK: The Pirate Way away from Keyboard» […]

Wer an den Internationalen Filmfestspielen in Berlin einen Film sehen will, der darf kostenlos an einer der Kultveranstaltungen der Berlinale teilnehmen: Schlangestehen. Das schreckt Filmfreunde nicht ab. Die Warteschlagen bietet oft schon ein umfassendes Kinoerlebnis. Mit Nervenkitzel. Unterhaltung. Menschenkenntnis.Und Muskelkater.

Wer an der Berlinale den schwedischen Dokumentarfilm  «TBF AFK: The Pirate Way away from Keyboard» sehen wollte, durfte die Karten auch übers Netz anklicken. Da musste man nur ein paar Minuten zittern. Dann waren auch die letzten Karten ausverkauft.

Als Pirate Bay in Schweden eine Austauschbörse aufgleiste, steckte die Anti-Copyright-Organisation «Piratbyrån» dahinter. Gottfrid Svartholm Warg, Fredrik Neij und Peter Sunde stellten die größte Filesharing-Website der Welt zur Verfügung. 2008 werden sie angeklagt, ein Jahr später verurteilt. Trotzdem läuft The Pirate Bay weiter – die Plattform wächst auch heute noch täglich.

Eigentlich hatten die Jungs nichts anderes, als eine Technologie entwickelt, die das Streaming vereinfachte und für jeden normalen Computer möglich machte. Anstatt ihre Entwicklung zu verkaufen, stellten  sie sie der Community im Netz zu Verfügung. Die vier Jungs hatten nichts anderes im Sinn, als die Diskussion um die Verteilung der Erlöse aus dem Handel mit Files neu zu lancieren. Ihre Aktion endete damit, das die USA über die Welthandelsorganisation Schweden Sanktionen androhte. Der Eingriff führte dazu, dass die vier Jungs zu bedingten Gefängnisstrafen und Schadenersatzzahlungen von 2,7 Millionen verurteilt wurden.

Wie die jungen Schweden plötzlich in den Brennpunkt der internationalen Fahnder gerieten, wie sie verfolgt wurden, wie der Staat selber Gesetze brach, um ihr Netz lahmzulegen, wird in dem Dokumentarfilm jetzt aufgerollt.

Wer nicht an die Berlinale zur Warteschlange fahren konnte, kommt jetzt auch am Computer zu Hause auf seine Rechnung: Die Piraten haben «TBF AFK: The Pirate Way away from Keyboard» auf Youtube gestellt. Dort steht die vollständige Version des Filmes (mit Untertiteln) dem Zuschauer ohne Warteschlange zur Verfügung. Ebenso kostenlos, wie Pirate Bay einst war.

Eine Woche nach der Weltpremière in Berlin kriegt man ihn mit Untertitelservice kostenlos nach Hause geliefert, und kann in Ruhe über die Verteilung der Erlöse aus dem Copyrihgt nachdenken.

 

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