Berlusconi weist Vorwürfe zu Sex mit Minderjähriger zurück

Der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat am Freitag vor Gericht im Mailänder Justizpalast alle Vorwürfe im sogenannten Ruby-Prozess zurückgewiesen. Berlusconi ist wegen Sex mit einer Minderjährigen und wegen Amtsmissbrauchs angeklagt.

Berlusconi stellt sich keiner offiziellen Befragung im Ruby-Prozess (Archiv) (Bild: sda)

Der frühere italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat am Freitag vor Gericht im Mailänder Justizpalast alle Vorwürfe im sogenannten Ruby-Prozess zurückgewiesen. Berlusconi ist wegen Sex mit einer Minderjährigen und wegen Amtsmissbrauchs angeklagt.

Ihm wird vorgeworfen, im Jahr 2010 mit der zur Tatzeit minderjährigen Nachtclub-Tänzerin Karima al Mahrough alias Ruby Rubacuore Sex gehabt zu haben. Bei seinem nunmehr zweiten Erscheinen während des langwierigen Prozesses gab er freiwillige Erklärungen ab, stellte sich aber keiner offiziellen Befragung.

„Ich war überzeugt, sie wäre 24 Jahre alt, wie sie mir gesagt hatte“, sagte Berlusconi. Er habe niemals „irgendein intimes Verhältnis“ mit Ruby gehabt sagte er und versicherte, dass es in seiner Villa in Arcore in der Nähe Mailands niemals zu ausschweifenden Partys gekommen sei.

Diese Feiern waren unter dem Begriff „Bunga Bunga“ bekannt worden. In einem grossen Speisesaal der Villa habe er vielmehr zu Diners geladen, in denen er die Aufmerksamkeit der Gäste mit Liedern und Gesprächen über Sport und Politik „monopolisiert“ habe.

„Man hat rund um die Abende in meiner Privatresidenz mit verleumderischen Absicht viel fantasiert“, sagte der 76-Jährige. Damit sei eine unerträgliche Einmischung in sein Privatleben entstanden.

Umstrittener Anruf

Berlusconi wird zudem Amtsmissbrauch vorgeworfen, weil er die junge Marokkanerin mit einem Anruf bei der Polizei aus deren Gewahrsam befreit haben soll. Er habe geglaubt, dass sie Mubaraks Nichte sei und damit diplomatische Probleme mit Ägypten vermeiden wollen, sagte er.

Die Festnahme Rubys sei kurz nach der Affäre um den in der Schweiz festgehaltenen Sohn des ehemaligen libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, Hannibal, erfolgt. Daher sei es ihm logisch erschienen, die Polizei auf Verbindungen Rubys zum damaligen ägyptischen Präsidenten hinzuweisen.

Die junge Frau, die an ausschweifenden Partys in Berlusconis Villa teilgenommen und von ihm Geld erhalten haben soll, war wegen Diebstahls festgenommen worden. Berlusconi bestritt vor Gericht, dass er Druck auf die Polizei für eine Freilassung Rubys gemacht habe.

Berlusconi, dem bei einer Verurteilung drei Jahre Haft drohen, hatte bereits im vergangenen April an einer Gerichtsverhandlung im Ruby-Prozess teilgenommen, der vor zehn Tagen nach einer mehrmonatigen Unterbrechung wieder aufgenommen worden war. Der Prozess läuft seit April 2011.

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