An der Spitze der Schweizer Ärzteverbindung FMH kommt es zu einem politischen Richtungswechsel. Der bisherige Präsident, der Genfer Jacques de Haller (SP), muss nach acht Jahren im Amt den Hut nehmen. Zum neuen Präsidenten der rund 36’000 Schweizer Ärzte wurde der Berner Jürg Schlup (FDP) gewählt.
Schon im Vorfeld der Versammlung der 200 Personen umfassenden Ärztekammer vom Donnerstag in Biel war Feuer im Dach der Vereinigung. Vor allem das Nein der FMH zur Managed-Care-Vorlage war vielen bürgerlichen Ärzten sauer aufgestossen.
Der Tessiner FDP-Nationalrat Ignazio Cassis trat deswegen als Vizepräsident zurück. Mit dem Zürcher Urs Stoffel (FDP) wurde ein Gegenkandidat zu de Haller lanciert.
Stoffel schaffte die Wahl in den Zentralvorstand, ebenso wie Jürg Schlup und Christophe Bosshard als weitere Neulinge. In der Endausmarchung ums Präsidium schwang dann aber der Berner Jürg Schlup obenaus. Stimmenzahlen wollte die FMH auf Anfrage nicht bekannt geben.
Jacques de Haller war zuvor vom Ärzteparlament nicht in den Zentralvorstand wiedergewählt worden. Damit war er auch bei der Präsidentenwahl nicht mehr dabei. Er hatte die Geschicke des Verbandes seit 2004 geleitet. Für de Haller ist die Nicht-Wiederwahl der zweite grosse Tiefschlag nach seiner erfolglosen Kandidatur als SP-Nationalrat vergangenen Herbst.
De Haller bleibt bis Anfang Dezember
De Haller werde nach gemeinsamer Absprache bis zum 6. Dezember im Amt bleiben, damit die Kontinuität gewährleistet bleibe, teilte die Ärzteverbindung FMH mit. Gleichzeitig will der Verband auch sein intern umstrittenes Nein zur Managed-Care-Vorlage noch in der alten Besetzung durchbringen.
Die FDP, aus deren Reihen Schlup stammt, begrüsste in einer Mitteilung den Wechsel. Jacques de Haller habe mit seinem parteipolitisch getriebenen Zickzack-Kurs dem Ruf und der politischen Glaubwürdigkeit der Ärzteschaft grossen Schaden zugefügt.
Schlup ist 57-jährig und wohnt in Zollikofen BE, wo er als Hausarzt arbeitet. Daneben ist er im Auftrag der Medizinischen Fakultät Bern mit der praktischen Ausbildung von Medizinstudenten in Hausarztmedizin tätig.
Die FMH ist der Berufsverband der Schweizer Ärzteschaft und die Dachorganisation der kantonalen und fachspezifischen Ärztegesellschaften. Ihr gehören über 36’000 Mitglieder an, was rund 95 Prozent der berufstätigen Ärztinnen und Ärzten der Schweiz entspricht.