Die Jagd auf die begehrten Nashorn-Hörner nimmt immer groteskere Züge an. Das Naturhistorische Museum in Bern beschreitet deshalb neue Wege: Seine sechs Rhinozerosse tragen neuerdings auffällig unechte Holzhörner.
Das soll „Schaukasten-Wilderer“ vom Diebstahl abhalten, wie das Museum am Montag mitteilte. Bisher trugen die ausgestellten Nashörner täuschend echte Gips-Imitate. Darauf könnten die Horn-Jäger hereinfallen und beim Diebstahl Schäden an den präparierten Nashörnern anrichten, befürchtete das Museum.
Aus den Hörnern wird Pulver gewonnen, dem vor allem in Asien eine heilende Kraft zugeschrieben wird. Die Schwarzmarkt-Preise sind regelrecht explodiert. Pro Horn werden zwischen 30’000 und 250’000 Franken bezahlt, mitunter gar eine halbe Million. In Europa kam es in den letzten Monaten zu einer langen Serie von Diebstählen.
Auch eine Schweizer Institution wurde bereits Opfer eines Trickdiebstahls, wie es beim Verband Naturwissenschaftlicher Präparatorinnen und Präparatoren (VNPS) auf Anfrage hiess. Die meisten Häuser setzen auf Info-Tafeln, wo darauf hingewiesen wird, dass es sich um eine Nachbildung handle.
Möglicherweise bis zu 50 Nashörner befinden sich in öffentlich-rechtlichen Sammlungen in der Schweiz. Allgemein zugänglich sind längst nicht alle. Immer wieder suchten Kriminelle den Kontakt zu Präparatoren und versuchten sie hereinzulegen oder auch zu bestechen, sagt VNPS-Präsident Christoph Meier.
Ebensogut Fingernägel kauen
Das Nashorn-Pulver kann angeblich auch die Manneskraft steigern. Das aber ist umstritten, wie ein ob Wilderen genervter Pariser Zoo-Direktor kürzlich betonte. Schliesslich bestünden die Hörner aus Keratin, genauso wie die Haare und Nägel der Menschen. „Um die Potenz zu steigern, kann man ebensogut Fingernägel kauen.“