Der Kanton Bern tritt dem verschärften Hooligan-Konkordat bei. Die Stimmberechtigten haben am Wochenende mit 78,2 Prozent Ja gesagt zu strengeren Regeln für Fussball- und Eishockeyspiele der obersten Ligen.
291’945 Stimmberechtigte nahmen die Vorlage zum verschärften Hooligan-Konkordat an, 81’211 lehnten sie ab. Die Stimmberechtigung lag bei 51,5 Prozent, wie die Staatskanzlei mitteilte.
Kernstück des verschärften Konkordats ist eine Bewilligungspflicht für Fussball- und Eishockeyspiele der obersten Ligen. Die Gemeinden können ihre Bewilligungen an Auflagen knüpfen.
So können sie beispielsweise verfügen, dass die Fans mit Zügen anreisen müssen und so unerwünschte Fanmärsche unterbinden. Eine weitere, kontrovers diskutierte Auflage ist ein Alkoholverbot in den Stadien.
«Massnahmen richten sich gegen friedliche Fans»
Die strengeren Regeln waren im Kanton Bern umstritten. Die Befürworter sehen in ihnen griffige Massnahmen, um gegen Gewalt rund um Sportveranstaltungen vorzugehen.
Die Gegner kritisierten, die Massnahmen richteten sich nicht ausschliesslich gegen die wenigen gewalttätigen Hooligans, sondern gegen eine breite Masse an friedlichen Fussball- und Eishockeyfans. Die Polizeieinsätze an Sportveranstaltungen seien in den letzten Jahren zurückgegangen, schärfere Regeln also unnötig.
Ausserdem würden die neuen Regeln gegen Grundrechte verstossen, argumentierten die Gegner. Diese Ansicht teilte das Bundesgericht, allerdings nicht in den Hauptpunkten, sonder nur in zwei untergeordneten Elementen des Konkordats. Diese beiden gerügten Punkte werden nun einfach nicht umgesetzt.
Die Stimmbeteiligung lag am Sonntag bei 51,5 Prozent.
Buntes Komitee
Noch selten hatte im Kanton Bern ein so bunt zusammengesetztes Komitee ein Referendum zustande gebracht wie jenes gegen das Hooligan-Konkordat. Ihm gehören so unterschiedliche Politiker an wie der stramm bürgerliche SVP-Grossrat Thomas Fuchs und der Präsident der bernischen Grünen, Blaise Kropf.
Dazu kommen Politikerinnen und Politiker jeglicher Couleur sowie Kulturschaffende wie «Züri West»-Frontmann Kuno Lauener, Liedermacher Tinu Heiniger und Schriftsteller Pedro Lenz.
Die Berner Kantonsregierung und eine Mehrheit des Parlaments gaben hingegen zu bedenken, dass Bewilligungen für Spiele nur in Ausnahmefällen überhaupt nötig seien. «Es gibt kein Grundrecht, betrunken und gewalttätig ein Fussballspiel besuchen zu können», sagte etwa der Thuner Sicherheitsdirektor und SP-Grossrat Peter Siegenthaler im bernischen Grossen Rat.
Zahlreiche Kantone sagten Ja – beide Basel dagegen
Dem verschärften Konkordat zugestimmt haben bisher 16 Kantone: Freiburg, Waadt, Neuenburg, Jura, Wallis, Tessin, Solothurn, Zürich, St. Gallen, Aargau, Zug, Uri, Luzern, Obwalden und die beiden Appenzell. Einen Beitritt abgelehnt haben beide Basel. Ihre Kantonsparlamente erachteten die Verschärfung als unverhältnismässig.