Der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät bereut seinen umstrittenen Comedy-Auftritt zwar nicht. Im Nachhinein würde er aber die Witze über Italiener weglassen, sagte er in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der «Berner Zeitung».
Aus einem 20 Minuten langen Auftritt, der klar als Comedy angekündigt worden sei, seien später nämlich zwei Witze herausgelöst worden, sagte Tschäppät. Dies habe zu einer medialen Empörungswelle geführt.
«Das hat mich getroffen», sagte der Berner Stadtpräsident. «Man kann mir vieles vorwerfen. Aber sicher nicht, dass ich rassistische Züge hätte, das ist schlicht herbeigeschrieben und -geredet.» Er habe sich etwa an vorderster Front für die Antirassismusgesetzgebung eingesetzt und sei für ein Ausländerstimmrecht.
Speziell sei, dass die Empörung erst zwei Wochen nach dem Auftritt in «Das Zelt» eingesetzt habe. Direkt nach dem Auftritt am 12. Dezember habe ihn niemand auf die Italienerwitze angesprochen, sagte Tschäppät. «Da sitzen 1100 Leute im Zelt und Dutzende Journalisten, die ja nur darauf warteten, dass ich einen Fehler mache. Aber niemand kritisierte irgendetwas.»
Ein Gericht soll klären
Er bedaure es, wenn sich jemand durch die Witze verletzt fühle, sagte der Berner Stadtpräsident weiter. Seine Witze seien aber ganz klar nicht rassistisch. «Da sind sich viele Strafrechtler einig. Es fehlt ein Vorsatz, also die Absicht, jemanden rassistisch beleidigen zu wollen.» In dieser Frage solle nun aber ein Gericht entscheiden.
Der Jurist, der die Strafanzeige wegen Rassendiskriminierung eingereicht hatte, wollte offenbar die Anzeige zurückziehen, wenn sich der Stadtpräsident öffentlich entschuldigt. «Ich möchte aber gar nicht, dass die Anzeige zurückgezogen wird», sagte Tschäppät. Sonst heisse es noch, er habe Angst vor einem Strafverfahren.
Ernsthaftigkeit nicht verloren
Über Humor lasse sich immer streiten, sagte der 61-jährige SP-Politiker, der als Stadtpräsident seine letzte Legislatur absolviert. «Und man darf meine Witze ungeniert schlecht finden, da habe ich kein Problem damit.»
Dass seine Glaubwürdigkeit wegen des Auftritts als Komiker leide, glaubt Tschäppät aber nicht. «Wegen eines Bühnenauftritts geht die Ernsthaftigkeit nicht verloren.» Er habe auch im Sinn, erneut als Nationalrat zu kandidieren. «Aber ich muss erst nominiert und dann gewählt werden.»