In der Calvinstadt Genf ist am Donnerstag der Startschuss zum Jubiläum «500 Jahre Reformation» gegeben worden. Bundesrat Alain Berset rief dazu auf, das Ereignis konfessionsübergreifend zu feiern und den Dialog zu vertiefen.
«Ich weiss nicht, was Calvin oder Zwingli gesagt hätten, wenn sie gewusst hätten, dass ein katholischer Bundesrat aus dem Kanton Freiburg das Wort zur Feier von 500 Jahren Reformation ergreifen wird», sagte Berset vor 200 Eingeladenen zum Start der Jubiläumsfeierlichkeiten. Der Feier wohnten Kirchenvertreter aus verschiedenen Ländern Europas bei.
Berset bezeichnete in seiner Eröffnungsrede die Reformation als «eine Bewegung, deren geistige, kulturelle, gesellschaftliche und politische Dynamik seit einem halben Jahrtausend weite Teile der Welt prägt». Der Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern unterstrich auch die entscheidende Rolle, welche die Schweiz in der Geschichte der Reformation gespielte habe. Die Schweiz sei nicht nur von dieser europäischen Bewegung berührt worden, sondern sei eines ihrer Epizentren gewesen.
Berset bezeichnete es als wichtig, den 500. Geburtstag der Reformation konfessionsübergreifend zu feiern und den Dialog zu vertiefen. Zwischen den verschiedenen Religionen gebe es mehr Verbindendes als Trennendes, viel mehr Brücken als Gräben, so Berset.
Keine Kirchenspaltung gewollt
Gottfried Locher, der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes, zeigte sich erfreut über die Anwesenheit von Bundesrat Berset. Auch er hob hervor, wie wichtig der ökumenische Aspekt in diesem Jubiläumsjahr sei. Die Reformatoren von damals hätten nie die Spaltung der Kirche gewollt, sondern allein die Erneuerung der bestehenden Kirche angestrebt, sagte Locher.
Im Vordergrund des Jubiläumsjahres stehe nicht die Rückbesinnung auf ein mystisches Datum, sondern die Frage, was die Reformation für die Generationen von heute und morgen bedeute.
Der Slogan, den der Schweizerische Kirchenbund entwickelt hat, lautet: «Quer denken, frei handeln, neu glauben». Im Kern gehe es um den reformatorischen Freiheitsgedanken, so Locher. Alle Menschen seien gleich vor Gott – diese Überzeugung der Reformatoren sei eine befreiende Botschaft. So verstanden sei die Reformation für Reformierte, für Anders- und für Nichtgläubige bedeutsam.
Stationen durch Europa
Bei der internationalen Feier wurde erstmals auch ein Camion präsentiert, der von Genf aus 67 Reformationsstädte in 19 Ländern ansteuern soll. Der Ausstellungslastwagen wird für die Dauer eines halben Jahres in ganz Europa unterwegs sein, was deutlich machen soll, dass die Reformation eine Weltbürgerin ist, wie der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Heinrich Bedford-Strohm sagte.
In der Schweiz wird der 28 Tonnen schwere Truck acht Städte besuchen. Nach Genf geht es weiter nach Lausanne (5./6. November), Neuenburg (8.9. November), Basel (11./12. November), Wildhaus (21./22. Dezember), Bern (3./4. Januar), Zürich (6./7. Januar) und schliesslich Chur (13.14. Januar).
36 Stunden lang macht der Truck jeweils Halt, um die lokale Geschichte der Reformation aufzuzeigen. Ziel ist Wittenberg, der Wirkungsort von Martin Luther, wo am 20. Mai 2017 die Weltausstellung «Reformation – Tore der Freiheit» beginnt. Sie dauert bis 10. September.
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