Beschäftigte von Amazon in Deutschland streiken

Kampfansage an Amazon: Die Gewerkschaft Verdi droht dem Online-Versandhändler mit Ausständen im wichtigen Weihnachtsgeschäft. An sechs Standorten könnte es Streiks geben. Am Montag legten Beschäftigte erstmals in vier Verteilzentren gleichzeitig die Arbeit nieder.

Streik bei Amazon in Bad Hersfeld, Deutschland (Archiv) (Bild: sda)

Kampfansage an Amazon: Die Gewerkschaft Verdi droht dem Online-Versandhändler mit Ausständen im wichtigen Weihnachtsgeschäft. An sechs Standorten könnte es Streiks geben. Am Montag legten Beschäftigte erstmals in vier Verteilzentren gleichzeitig die Arbeit nieder.

An den Verteilzentren in Leipzig und Bad Hersfeld begann der Ausstand nach Gewerkschaftsangaben bereits mit der Nachtschicht um Mitternacht. An den Standorten in Graben bei Augsburg und im nordrhein-westfälischen Rheinberg lief der Streik zur Frühschicht ab etwa 5 Uhr an. Die Beschäftigen wurden aufgerufen, die Arbeit bis zum Dienstagabend niederzulegen.

Die Gewerkschaft schätzte, dass pro Standort etwa 400 Mitarbeiter dem Streikaufruf folgten. Amazon erklärte am Vormittag, weniger als insgesamt 600 Beschäftigte der Frühschicht hätten sich beteiligt. Die Mehrheit sei regulär zur Arbeit gekommen. Der Streik habe keine Auswirkungen auf die Einhaltung des Lieferversprechens an die Kunden.

Ein Verdi-Sprecher erklärte jedoch, im Vergleich zu vorigen Aktionen einen Gang zugelegt zu haben: «Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies keine Auswirkungen auf die Betriebsabläufe bei Amazon hat.»

«Paukenschlag» beim Weihnachtsgeschäft

Und die Gewerkschaft will den Druck weiter erhöhen: Amazon werde insbesondere dann Schwierigkeiten mit der Bewältigung seines Geschäfts bekommen, wenn weitere Standorte hinzukämen. So würden momentan die Voraussetzungen für Streiks an den Standorten Werne und Koblenz geschaffen. Zudem kündigte Verdi an, im wichtigen Weihnachtsgeschäft zu einem «Paukenschlag» auszuholen.

Laut der Gewerkschaft klagen Beschäftigte in den Amazon-Versandzentren über eine hohe Anzahl von Befristungen, extremen Leistungsdruck und unzureichende Arbeits- und Pausenregelungen. Zudem bekämen die Mitarbeiter zum Teil mehrere Hundert Euro weniger, als ihnen nach den Tarifverträgen des Einzel- und Versandhandels zustehen würden.

Die Gewerkschaft versucht seit mehr als einem Jahr, den weltgrössten Online-Versandhändler mit Streiks an verschiedenen Standorten zu Tarifverhandlungen zu den Bedingungen des Einzelhandels zu bewegen. Amazon lehnt das jedoch ab und sieht sich selbst als Logistiker. Das Unternehmen beschäftigt an bundesweit neun Standorten mehr als 9000 Mitarbeiter. Amazon beliefert auch Schweizer Kunden.

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