Die Arbeitslosigkeit in der Schweiz geht weiter zurück – wenn auch vor allem aus saisonalen Gründen. Besonders gut ist die Situation der jungen Arbeitnehmer. Dies könnte sich indes ändern, wenn die Schweiz einen nationalen Mindestlohn einführen würde, warnt das Seco.
Gemäss den Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) sank die Arbeitslosenquote im April von 3,3 Prozent im Vormonat auf 3,2 Prozent.
Unter den 15- bis 24-Jährigen sank die Quote noch etwas stärker, nämlich um 0,2 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent. Tiefer lag die Quote in einem April zuletzt im Jahr 2008, kurz vor Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise.
Auch der Vergleich mit dem Vorjahr zeigt eine erfreuliche Entwicklung für die jungen Arbeitnehmer: Während die Gesamtzahl der bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldeten Arbeitslosen gegenüber April 2013 um knapp 1 Prozent auf 137’087 anstieg, ging sie unter den 15- bis 24-Jährigen zurück.
Warnung vor Mindestlohn
Die Situation könnte sich indes ändern, wenn die Schweiz einen nationalen Mindestlohn einführen würde, glaubt Boris Zürcher, Leiter der Direktion Arbeit im Seco. Von einer Annahme der Volksinitiative, über die am 18. Mai abgestimmt wird, wären junge Berufseinsteiger besonders betroffen, sagte er am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
«Die Hürde für den Eintritt in den Arbeitsmarkt würde steigen, weil die Produktivität von Anfang an sehr hoch sein müsste», so Zürcher. «Wer diese Produktivität nicht erreicht, bleibt vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen.»
Die Folgen zeigten sich bei einem Blick ins Ausland: «Länder, die einen hohen Mindestlohn haben, haben meist auch eine hohe Jugendarbeitslosigkeit.»
Allgemein würde die Einführung eines Mindestlohns laut Zürcher zunächst zu einer Strukturverschiebung am unteren Ende der Lohnskala führen. «Die Löhne der Geringverdienenden würden steigen», erklärte er.
Damit diese Angestellten im Arbeitsmarkt bleiben könnten, müsste allerdings auch die Produktivität entsprechend steigen. «Der einfachste Weg, um dies zu erreichen, wenn man nicht ins Ausland verlagern kann, ist es, weniger Leute einzustellen», warnte Zürcher.
«Auf Kurs»
Die Abnahme der Arbeitslosigkeit im April hat vorab saisonale Gründe. Deutlich weniger Arbeitslose verzeichneten etwa das Baugewerbe oder die Landwirtschaft.
«Der konjunkturelle Einfluss ist minim», sagte Boris Zürcher. Der Rückgang der Arbeitslosenzahl um 5759 Personen sei zu etwa 90 saisonal bedingt.
Zürcher glaubt, dass die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten weiter sinken wird. «Im Hinblick auf das Gesamtjahr sind wir auf Kurs», sagte er. Das Seco geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote 2014 im Jahresdurchschnitt3,1 Prozent betragen wird. «Dieser Wert wird voraussichtlich erreicht.»
Der Rückgang im April war der dritte in Folge. Die Zahl der Stellensuchenden ging ebenfalls zurück, und zwar um 7082 auf 192’829.
Allerdings sank auch die Zahl der bei den RAV gemeldeten offenen Stellen. Sie lag bei 14’088 und damit um 653 tiefer als noch im März.