In der Schweiz sterben jedes Jahr Dutzende Menschen, weil es an Spenderorganen fehlt. Dank besser geschultem Personal in den Spitälern soll die Zahl der Organspenden steigen. Potenzial sehen die Behörden vor allem beim Gespräch mit den Angehörigen.
Bund und Kantone hatten vor einem Jahr den Aktionsplan «Mehr Organe für Transplantationen» lanciert. Am Donnerstag präsentierten Gesundheitsminister Alain Berset und Carlo Conti, Präsident der kantonalen Gesundheitsdirektorenkonferenz GDK, die Stossrichtung des Programms.
Gefragt sei ein pragmatischer Ansatz, sagte Berset. Keine Theorie, sondern konkrete Lösungen und rasche Fortschritte. Ansetzen soll der Aktionsplan deshalb in dem Moment, in dem sich Betroffene oder Angehörige mit der Frage einer Organspende auseinandersetzen müssen.
«Die Erfahrung zeigt, dass es in dieser Situation spezielle Strukturen in den Spitälern und speziell geschultes Personal braucht», sagte Conti. Dieses müsse in einer ohnehin sehr schwierigen Situation konkrete Lösungen aufzeigen können.
Kommunikationskurs obligatorisch
Der Aktionsplan sieht darum beispielsweise eine obligatorische Kommunikationsschulung für das Personal vor, die verantwortlichen Koordinationspersonen müssen eine spezielle Weiterbildung absolvieren. Auch bei den Abläufen und in den Spitälern sind Verbesserungen vorgesehen, zudem muss die Finanzierung der Organspende in der Fallpauschalen-Tarifstruktur geregelt werden.
Ziel des Aktionsplans ist es, bis 2018 die Spenderate auf 20 Spenderinnen und Spender pro Million Einwohner zu erhöhen. Derzeit liegt die Spenderate in der Schweiz bei 13,6, während sie in den Nachbarländern fast doppelt so hoch ist.
In der Schweiz gilt die Zustimmungslösung: Der Spender oder die nächsten Angehörigen müssen einer Organspende zustimmen. Das Parlament diskutiert derzeit über die Widerspruchslösung, mit der die Organentnahme erlaubt wäre, wenn sich eine Person vor dem Tod nicht ausdrücklich dagegen ausgesprochen hat.
Die Nationale Ethikkommission hatte sich dagegen ausgesprochen, der Ständerat entschied sich in der Winteression gegen die Widerspruchslösung. Im Nationalrat könnte diese schon in der kommenden Frühlingssession bei der Beratung über das Transplantationsgesetz wieder aufs Tapet kommen.
Lange Warteliste
Währenddessen wird die Liste der Personen, die auf ein Organ warten, immer länger: Ende 2013 standen 1274 Personen darauf, im Jahr zuvor waren es noch 1165 gewesen.
73 Menschen auf der Liste starben letztes Jahr, weil kein geeignetes Spenderorgan zur Verfügung stand. Die tatsächliche Zahl der Opfer des Organmangels ist nicht bekannt.