Laut dem Unternehmer Michael Pieper wäre eine Erbschaftssteuer, wie sie eine Volksinitiative fordert, ein gefundenes Fressen für Beteiligungsgesellschaften. Diese würde Unternehmen oder Teile davon aufkaufen, welche Erben aufgrund der Steuer nicht mehr halten könnten.
«Viele Unternehmen werden jetzt von Private-Equity-Firmen angesprochen, die sagen: Wenn die Initiative durchkommt, dann stehen wir bereit, um Eure Firma ganz oder teilweise zu kaufen», sagte Pieper in einem Interview in der «Schweiz am Sonntag». Auch er selbst werde von solchen Beteiligungsgesellschaften kontaktiert.
Anhand seiner Artemis-Gruppe erläuterte Pieper, was die Erbschaftssteuerinitiative bewirken könnte. Vom den 2 Mrd. Fr. Eigenkapital der Gruppe, zu der der Küchen-, Kaffeemaschinen- und Badezimmerarmaturenhersteller Franke, der Autoindustriezulieferer Feintool sowie zahlreiche Beteiligungen an namhaften Schweizer Industrieunternehmen gehören, würden im Erbfall 20 Prozent abgezogen.
«Das sind 400 Millionen Franken, die meine Kinder irgendwo suchen müssten», sagte der 68-jährige Pieper. Anstatt weiter zu investieren müssten sie der Firma Substanz entnehmen – sprich Teile davon verkaufen – oder Schulden aufnehmen.
Nicht gut für KMU
Beteiligungsfirmen warteten daher nur auf die Erbschaftssteuerinitiative. «Das ist nicht gut für mittelständische Unternehmen.»
Pieper ist daher froh, dass das Parlament – wegen der Rückwirkungsklausel – die Gültigkeit der Initiative prüfen lässt. Im Juni hat der Ständerat das Volksbegehren dazu an die Wirtschaftskommission (WAK) zurückgewiesen.
Hinter der Volksinitiative stehen EVP, SP, Grüne und CSP sowie der Schweizerische Gewerkschaftsbund und die christliche Organisation ChristNet. Sie fordert eine Erbschaftssteuer von 20 Prozent für Vermögen über 2 Mio. Franken.
Die Steuereinnahmen flössen hauptsächlich zur AHV. Die Initiative sieht auch eine Besteuerung von Schenkungen vor, die nach dem 1. Januar 2012 getätigt wurden.