An einer stimmungsvollen und bewegenden Feier haben Angehörige und Freunde aus aller Welt am Dienstag in Interlaken BE Abschied genommen von dem Ende April im Himalaya verstorbenen Schweizer Alpinisten Ueli Steck.
Die Gedenkfeier im praktisch vollbesetzten Interlakner Kursaal wurde umrahmt von zahlreichen Foto- und Filmsequenzen aus dem kurzen, aber reichen Leben Stecks. Auch durchaus heitere Noten durchzogen den würde- und stimmungsvollen Anlass.
«Es ist besser einen Tag als Tiger zu leben als tausend Jahre als Schaf», sei ein Ausspruch gewesen, der Steck immer begleitet habe und der gut zu ihm passe sagte Radio- und Fernsehfrau Mona Vetsch, die durch den bewegenden Anlass führte.
Steck habe sein Leben als Tiger gelebt, mit Leidenschaft und Engagement. «Er zeigte uns, was alles möglich wäre».
Freunde und Wegbegleiter Stecks, darunter auch der Alpinist und Fotograf Robert Bösch, charakterisierten den Ausnahmekönner als bescheidenen, liebenswerten und äusserst inspirierenden Menschen.
Steck habe seine eigenen Grenzen und die des Alpinismus stets weiter hinausgeschoben und neue Dimensionen geöffnet. Dabei habe er nichts dem Zufall überlassen und alle Risiken stets zu minimieren versucht, sagte Bösch.
Ein Bild Böschs begleitete die Feier: das schwarz-weiss Foto zeigte Steck als kleinen, aber gut sichtbaren Menschen zuoberst auf dem Gipfel in mitten grandioser Bergwelt.
Stecks Brüder bedankten sich bei allen, die Ueli nahe waren und für die überwältigend vielen Zeichen der Anteilnahme. Beim Ausgang aus dem Kursaal durfte sich de Trauergemeinde an Wasser und Äpfeln laben, einer Speise, die Steck sehr liebte.
Ein Ausnahmekönner
Mit Steck verlor die Schweizer Bergsport-Szene einen ihrer bekanntesten Exponenten. Der 40-jährige Ausnahmekönner stellte etliche Kletterrekorde auf, so bezwang er 2015 alle 82 Viertausender des Alpenkamms.
Bekannt wurde Steck für seine superschnellen Durchsteigungen der Eigernordwand in lediglich etwas mehr als zwei Stunden. Auch andere Geschwindigkeitsrekorde stellte Steck auf, etwa am Matterhorn. Seine Erfahrungen teilte Steck mit einer weltweiten Fangemeinde im Internet. Er hielt auch Vorträge und veröffentlichte Bücher.
Seinen ersten Achttausender bestieg der gebürtige Emmentaler 2009 mit dem Gasherbrum II in Pakistan. Den Gipfel des Mount Everest erreichte er 2012 – ohne Hilfe einer Sauerstoffflasche.
Höhen und Tiefen
Doch Stecks Leben kannte nicht nur Höhen. Seine Rekorde wurden mitunter kontrovers diskutiert. Einen Tiefpunkt erreichte der Extremalpinist 2013 als es am Fuss des Everest zu einer hässlichen Auseinandersetzung zwischen einer Gruppe Bergsteigern, darunter auch Steck, und rund hundert Sherpas kam.
Diese warfen Steck und seinem Team vor, einen Eisschlag ausgelöst und die Sherpas in Gefahr gebracht zu haben. Der «Krieg am Everest» sorgte international für Schlagzeilen.
In Nepal eingeäschert
Ende April verunglückte Steck auf einer Akklimationsationstour am Nuptse im Himalaya tödlich. Er war allein unterwegs. Sein Tod löste weltweit Bestürzung aus.
Stecks Leiche wurde nach nepalesischer Tradition im Kloster Tengboche nahe Kathmandus eingeäschert. Seine Familie nahm dort bereits von ihm Abschied. Steck war verheiratet und lebte in Ringgenberg bei Interlaken. Kinder hatte das Paar keine.