17’685 Fälle von häuslicher Gewalt registrierte die Polizei 2016. Das sind zwei Prozent mehr als im Jahr davor. In drei Viertel der Fälle waren die Opfer Frauen, 18 davon überlebten die Torturen nicht, auch ein kleiner Bub starb.
Im Vergleich zu 2015 nahm die Zahl der vollendeten Tötungen aber markant ab: Damals starben 36 Menschen, davon acht Kinder im Vorschulalter. 2016 nahmen aber die schweren Körperverletzungen in der Polizeistatistik um 16 Prozent auf 98 Fälle zu. Versuchte Tötungen gab es 2016 mit 52 gleich viele wie im Vorjahr.
Bei Tötungsdelikten griffen die meist männlichen Täter je zu einem Drittel zu einer Schneid- oder Stichwaffe, Schusswaffe oder prügelte und quälte das Opfer so lange, bis es tot war, was in der Statistik unter dem Begriff «Körpergewalt» zusammengefasst wird. Bei den schweren Körperverletzungen lag dieser Straftatbestand mit 67 Prozent an der Spitze.
Krise am Sonntagabend
Meistens kommt es in den eigenen vier Wänden zu Gewalt und an Wochenenden. Die Polizei muss am häufigsten am Sonntagabend ausrücken.
Meist schlagen die Partner der Frauen zu: Die Hälfte der Straftaten ereigneten sich innerhalb einer bestehenden Partnerschaft, schreibt das BFS in seiner Mitteilung. Auch ehemalige Partner (28 Prozent) bei Frauen als Opfer sowie Eltern (13 Prozent) bei Gewalt gegen Kinder tauchen häufig als Täterschaft auf. Der Rest gehört zur weiteren Verwandtschaft.
In der Schweiz haben gut drei Viertel der Frauen und Männer zwischen 18 und 80 Jahren einen Partner oder eine Partnerin. Nur knapp ein Sechstel wohne nicht mit dem Partner im gleichen Haushalt, schreibt das BFS.
447 Opfer schwerer häuslicher Gewalt
447 Frauen wurden letztes Jahr Opfer von schwerer häuslicher Gewalt. Lebten sie in einer Partnerschaft oder hatten sie einen gewalttätigen Ex-Partner, so wurden 60 Prozent von ihnen Opfer von schwerer sexueller Gewalt. Am häufigsten waren Opfer von schwerer Gewalt zwischen 25 und 29 Jahre alt.
Viele Fälle von häuslicher Gewalt waren der Polizei bereits bekannt. In 15 Prozent der Fälle waren sie nicht das erste Mal ausgerückt. Die Belastungsrate der ausländischen Frauen in bestehenden Partnerschaften sei 4,2-mal höher als die der Schweizerinnen, in den ehemaligen Partnerschaften sei sie noch doppelt so hoch. Allerdings warnte das BFS, dass es sich aus Sicht der Statistiker um zu kleine Fallzahlen handle, um die Zahlen zu interpretieren.
Zur schweren Gewalt gehören neben Tötungsdelikten auch noch weitere Straftaten, die allesamt auch in der Statistik zur häuslichen Gewalt 2016 auftauchten: Verstümmelung weiblicher Genitalien (0), Freiheitsberaubung/Entführung (130), Geiselnahme (0), sexuelle Nötigung (214), Vergewaltigung (210), Schändung (35), Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord (3).
Daneben verzeichnete die Polizeistatistik 2017 einfache Körperverletzungen, 739 Nötigungen (minus 3,9 Prozen), 5412 Tätlichkeiten (plus 4,5 Prozent), 4 Zwangsheiraten (2015: 10), 2916 Beschimpfungen, 4189 Drohungen und 359 sexuelle Handlungen mit Kindern, elf mehr als ein Jahr vorher.