Bier-Trick für Anfänger

Bierkenner sind anstrengende Beizenbegleiter – ausser man kann fachlich mithalten.

Bierkenner sind anstrengende Beizenbegleiter – ausser man kann fachlich mithalten.

Bier und Wein sind sich gar nicht so unähnlich. Die Anhängerschaft beider Getränke spaltet sich in zwei Lager: Die einen möchten sich einfach gerne gute Laune, Selbstsicherheit oder ein hübscheres Gegenüber antrinken – und das mit etwas Unkompliziertem, das ihnen schmeckt. Die anderen wollen das zwar auch – aber sie nehmen die ganze Sache etwas ernster: Sie «kennen sich mit Bier aus».

Und hier wirds gefährlich für Laien. Bier­kenner sind nicht unbedingt die an­genehmste Beizen­begleitung. Wie alle Passionen für etwas, das andere Leute nur bedingt interessiert (Autos, Modelabel, Eishockey, Starklatsch etc.), kann die Bierkennerschaft zwischenmenschliche Beziehungen be­lasten. Ausser man kann fachlich ein bisschen mithalten.

Bierkenner besuchen meistens die gleiche Bar. Dort bekommen sie un­gefragt ein Bier serviert, das dem ­Gegenüber völlig unbekannt ist: meist dunkler als eine schnöde Stange, in ­einem spektakulären Glas. Sollte der Bierkenner auf unbekanntem Terrain operieren, verlangt er nach einer ­Karte, liest lange darin, fragt hoffnungsvoll nach Varianten, bestellt schliesslich etwas, erklärt, dass er so etwas eigentlich nicht trinkt, weil es «eine Pfütze» sei – und trinkt es dann aber doch.

Vom Prinzip her ist es ja egal, was und wie sie trinken, aber wie jede ­Kennerschaft verlangt es die Biermenschen nach Anerkennung für ihr ­Wissen: Sie dozieren gerne. Dann heisst es zuhören oder versuchen, das Thema zu wechseln. Oder man bestellt selbst etwas Ausgefallenes: Die Basler Brauerei Unser Bier hat zum Beispiel eine neue Kreation auf den Markt ­gebracht: «Aypie». Es schmeckt gut.

Oder wenn man fachsimpeln möchte oder muss: Inspiriert ist «Aypie» vom starken ­India Pale Ale, der Name entspricht der baseldeutschen Aussprache von dessen Abkürzung IPA. Das dunkle Gebräu ist wunderbar­ aromatisch mit starkem Hopfen­geschmack und angenehm ­langem ­Abgang. «Aypie» gibt es zum Glück an sehr vielen Orten für zirka vier Franken.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 27.04.12

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