Das Auge isst mit: Für diese alte Weisheit haben Lausanner Forscher neue Belege gefunden. Probanden beurteilten einen neutralen Geschmack als besonders gut, nachdem sie Bilder von kalorienreichen Nahrungsmitteln wie Pizza oder Gebäck angeschaut hatten.
Die selbe Geschmacksrichtung kam deutlich schlechter weg, wenn die Forscher den Probanden zuvor Bilder von kalorienarmen Lebensmitteln wie Wassermelonen oder grünen Bohnen gezeigt hatten. Das teilte das Forschungszentrum des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé in Lausanne am Donnerstag mit.
Die im Fachmagazin „PLoS ONE“ erschienene Studie zeigt, dass schon das Anschauen eines Essens im Gehirn Prozesse auslöst, welche die Geschmackswahrnehmung beeinflussen. „Durch das blosse Betrachten des Bildes eines Nahrungsmittels kann etwas besser schmecken“, heisst es in der Mitteilung.
Kalorienzähler im Hirn
Der Geschmack selber sei zwar das wichtigste Kriterium, nach dem der Mensch entscheide, ob er ein Nahrungsmittel essen wolle oder nicht, wird Studienleiterin Julie Hudry in der Mitteilung zitiert. Doch die Resultate bestätigten, dass es zusätzliche Sinnesreize gebe, mit denen Nahrungsmittel schon vor der eigentlichen Aufnahme beurteilt würden.
Die Nestlé-Forscher hatten schon früher nachgewiesen, dass das menschliche Hirn beim Anschauen eines Bildes unbewusst in weniger als einer Sekunde abschätzt, wie viele Kalorien ein Nahrungsmittel hat. Im Lauf der Evolution waren diese Fähigkeit und die Präferenz für kalorienreiche Speisen wichtig, um nicht zu verhungern.
Heute ist beides eher ein Nachteil – zumindest in Industrieländern, in denen Nahrungsmittel im Überfluss vorhanden sind. Forscher gehen davon aus, dass die tief im Unterbewusstsein verankerte Vorliebe für nahrhafte Speisen zumindest dazu beiträgt, dass immer mehr Menschen übergewichtig oder fettleibig sind.