Der Neuenburger Jura steht vor dem Verlust eines wichtigen Arbeitgebers. Der amerikanische Gelenkersatz-Hersteller Biomet will sein Werk in Le Locle schliessen. Dieses beschäftigt derzeit noch rund 230 Angestellte.
Die Gewerkschaft Unia und die Neuenburger Regierung sprechen gar von 245 respektive 260 Mitarbeitern, die betroffen sind.
Die Produktion soll bis im Juni 2014 weitgehend heruntergefahren werden. Bis dahin werde es noch keine Entlassungen geben und die Betroffenen erhielten eine «angemessene Kündigungsfrist», teilte Biomet am Dienstag nach Ablauf der Konsultationsfrist mit.
Das Unternehmen prüft alternative Beschäftigungsmöglichkeiten für Betroffene und bietet Abfindungen, einen Sozialplan sowie Beratung bei der Stellensuche an.
Die Gewerkschaft Unia und die Neuenburger Regierung zeigten sich von der Schliessung enttäuscht. «Wir sind ziemlich verbittert über diese Entscheidung, denn wir haben uns sehr angestrengt, dem Unternehmen glaubwürdige Vorschläge zu unterbreiten, wie die Wettbewerbsfähigkeit des Werks verbessert werden könnte», sagte der Neuenburger Wirtschaftsdirektor Jean-Nat Karakash gegenüber der Nachrichtenagentur sda.
Seine Direktion will nun mit Biomet zusammenarbeiten, um eine Verbesserung des angebotenen Sozialplans zu erreichen. «Jene, die vor der Schliessung eine neue Arbeit finden, dürfen nicht bestraft werden», forderte Karakash.
Werk erst 2012 übernommen
Biomet ist auf die Herstellung von Gelenkersatz-Implantaten an Hüfte, Knie, Schulter und Ellenbogen spezialisiert. Der Konzern hatte das Werk in Le Locle erst im April 2012 vom US-Konzern Johnson & Johnson (J&J) für gut 250 Mio. Fr. übernommen. Damals zählte es noch 260 Angestellte.
J&J hatte sich von seiner Traumasparte in Europa trennen müssen, um von den Wettbewerbsbehörden die Genehmigung zur Übernahme des Solothurner Medizintechnikunternehmens Synthes zu erhalten.
Kaum ein Jahr nach der Übernahme bezeichnete Biomet die Produktionskosten in Le Locle aber als zu hoch und verwies dazu auch auf die Frankenstärke. Hinzu kämen weltweite Preisrückgänge für medizinische Spezialprodukte sowie die schwierige Wirtschaftslage.
Die im Juni eingeleitete Konsultation von Personalvertretern habe vor allem Vorschläge gebracht, die schon von der Firmenleitung geprüft worden seien, sagte Werksleiter Denis Lessing auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Biomet will die Produktion nun auf andere ausländische Standorte verlagern respektive auf Zulieferer übertragen. Davon dürften Standorte in der EU (vor allem in Frankreich), den USA und Asien profitieren, sagte Lessing.
Der in Warsaw im US-Bundesstaat Indiana ansässige Konzern beschäftigt weltweit an 16 Standorten über 6700 Angestellte und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von über 2 Mrd. Dollar.