Marius Müller-Westernhagen hat am Donnerstag bei seinem Tourauftakt in Hamburg bewiesen, dass er auch nach seiner 40 Jahre währenden Karriere noch dazu im Stande ist, auch grosse Hallen vollzukriegen. Neu war vor allem eines: Schockvideos über Mord und Totschlag.
«Folge mir, ich bin ein Alphatier» dröhnt es rockig aus den Boxen, als Marius Müller Westernhagen leichtfüssig tänzelnd über die grosse Bühne fegt. Es bedarf keiner Ansprache, als der Altrocker vor rund 9000 Fans an diesem Abend in Hamburg sein «Revier» zurückerobert. Dabei ist er von Anfang an ganz er selbst: laut, rau und vor allem – authentisch. Seine Fans lieben ihn dafür.
Was folgt ist ein musikalischer Rundumschlag, eine Reise vom rotzigen Rock in dunklen, sauerstoffarmen Kellerräumen, bis hin zur nahezu geläuterten Gegenwart.
Westernhagen stampft, rockt und röhrt sich rund eineinhalb Stunden über die Bühne, während er zwischen alten Klassikern wie «Sexy» und «Willenlos» und Liedern von neuen Alben wie «Alphatier» und «Williamsburg» variiert.
Doch auch wenn Westernhagen ganz klar ein Bühnenprofi ist, schafft er es nicht, die Distanz zwischen ihm und dem Publikum zu überwinden und eine emotionale Nähe aufzubauen. Das liegt unter Anderem daran, dass gerade neuere Song bei den Fans nur selten die von Westernhagen gewünschte Wirkung erzielen.
Lediglich bei den wirklichen Klassikern durchfahren den Saal immer wieder Wogen der Begeisterung, dann wird geklatscht, getanzt und schief mitgesungen. Nur dann bebt der Saal tatsächlich bis hoch in die obersten Ränge. Fast wie ein Bild aus alten Tagen.
Genozid und Geköpfte
Wirklich ausschlaggebend für temporäre Stimmungsflauten im Publikum ist jedoch weniger das, was auf der Bühne stattfindet, sondern viel mehr das, was sich hinter dem Künstler Westernhagen auf riesigen Videoleinwänden abspielt.
Die Aufnahmen, die die Fans hier zu sehen bekommen, lassen nicht wenige von ihnen verstört und ratlos zurück. Videos, die vor allem Westernhagens neuere Songs untermalen, zeigen teils grausame Bilder: vom Genozid, von Menschengebeinen, Wilderei und abgeschlagenen Köpfen.
Am 17. Oktober wird der Sänger im Zürcher Volkshaus erwartet.