Bei ihren Einbrüchen haben diese Kinder reicher Eltern nur Wertsachen mitlaufen lassen, wenn sie herumlagen. Im Grunde wollten die Kids nur ein wenig mehr so sein wie die berühmten Leute, deren Villen sie heimsuchten. «Bling Ring» ist ein Film für jene, die wissen wollen, wie man berühmt lebt. So geht’s.
Es gibt Menschen, die – wie etwa Paris Hilton – dafür berühmt sind, dass sie berühmt sind. Deshalb wären viele Menschen gerne aus demselben Grund berühmt und lesen alles, was über berühmte Menschen geschrieben wird, in Zeitschriften, die Berühmte ablichten und unablässig so lange auf Titelblätter drucken, bis auch die Zeitschriften berühmt sind, die berühmte Menschen beschreiben.
Da Lesen aber meist nicht zur Kernkompetenz gehört, die Menschen berühmt macht, sieht man Menschen selten beim berühmten Lesen abgelichtet. Meist werden sie beim Klamottentragen fotografiert. Berühmte Menschen achten nämlich sehr genau darauf, welche Klamotten sie tragen, am liebsten berühmte Klamotten, und kommen selten in einem Migros-Budget-Fummel daher.
Deshalb scheint es vielen Menschen ein erster Schritt auf dem Weg zur Berühmtheit zu sein, berühmte Klamotten zu kaufen, wobei sie hierbei zuwenig berücksichtigen, dass Berühmte ihre Klamotten meist geschenkt erhalten, damit die berühmten Klamotten berühmt bleiben, weil sie von Berühmten getragen werden.
Verblüffende Logik
Wenn sich nun eine Gruppe von Jugendlichen aufmacht, um in den Villen von berühmten Menschen deren berühmte Klamotten zu mausen, ist das verblüffend logisch. Noch überraschender wird es, wenn sie dabei auch noch berühmt werden. Der jugendliche «Bling Ring» in Sofia Coppolas Film wurde nämlich, nachdem er bei Paris Hilton Klamotten geklaut hatte, von «Vanity Fair» interviewt: So waren die Kids rasch für jene «fünfzehn Minuten» berühmt, die Andy Warhol meinte, als er als Künstler dafür berühmt wurde, dass er Berühmte medial kunstvoll vervielfältigte: «Jeder Mensch wird in Zukunft für fünfzehn Minuten berühmt sein.»
Der «Bling Ring» der berühmten Sofia Coppola ist hübsch langweilig und schonungslos erhellend: Coppola liefert nach «Marie Antoinette» wieder eine Wohlstandsanalyse, die jenen Eltern wehtun kann, die davon träumen, dass ihre Kinder einmal berühmt werden, und nicht genau wissen, wofür. Für Kids, die ihre Rampenlichtgestalten via Facebook und Twitter verfolgen, ist «Bling Ring» eine spannende Homestory.
Die jugendlichen SchauspielerInnen, die die Kids spielen, stehen nun bereits im Blitzlichtgewitter. Es sind die Berühmten von morgen. Wieder weiss keiner, warum. Aber demnächst wird auch in ihrem Kleiderschrank ein Groupie beim Klamottenklauen gefasst werden.
Der Film läuft zurzeit u.a. in den Pathé-Kinos in Basel.