Das Warten hat ein Ende – die inoffizielle Fortsetzung der ultraschweren «Souls»-Spiele ist da. BLOODBORNE erscheint exklusiv auf der PlayStation 4, und es übertrifft alles, was sich Fans vom Spiel gewünscht hatten. Masochisten aufgepasst: Hier werdet ihr bestraft, bis ihr nicht mehr könnt …
Wer einmal ein Spiel von FROM SOFTWARE gespielt hat, vergisst es nie. Die Rollenspiele der japanischen Entwickler sind schlicht gnadenlos. Gnadenlos schwer und gnadenlos gut. Das letztjährige DARK SOULS 2 war bereits ein grossartiges Spiel. Mit BLOODBORNE haben die Macher nun noch einen drauf gesetzt – in jeder Hinsicht.
In der gotischen Stadt Yharnam gibt es ein mysteriöses Heilmittel von allergrösster Bedeutung. Eine mysteriöse Krankheit verwandelt nämlich die Einwohner in furchteinflössende Kreaturen. Unzählige Reisende haben versucht die Medizin zu finden. Nun pflastern ihre Leichen die Strassen der verfallenden Stadt…
50 Shades of Death
BLOODBORNE lässt seine Spieler gleich zu Beginn wissen, was sie erwartet: Nach einer kurzen Einführung erwacht man in der Stadt Yharnam in einem Haus. Unbewaffnet. Durchsucht man das Haus, trifft man früher oder später auf einen ziemlich grossen Werwolf. Nach ein paar zögerlichen Schritten, wird das Biest auf einen aufmerksam – und tötet einen mit einem Prankenhieb. Dann steht YOU DIED auf dem Bildschirm.
Es wird nicht das letzte Mal sein, dass man diesen Schriftzug liest, denn das Sterben ist ein wichtiges Element der Lernkurve des Spiels. Die erwähnte Anfangssequenz ist so unausweichlich wie Dutzende anderer Tode im Spiel. Der Werwolf ist immer stärker und für den Spieler ohne Waffen unbesiegbar. Erst nach dem ersten Tod erwacht man in einer Zwischenwelt namens Hunter’s Dream, wo man sich mit Waffen und anderen Hilfsmitteln eindecken kann. Das Sterben ist schlicht Teil der Lernkurve.
Stabiles Joypad von Vorteil
Noch fieser als die unzähligen Tode ist die Tatsache, dass das Spiel nur wenige Speicherpunkte bietet. Man ist also ziemlich oft gezwungen, ganze Passagen zu wiederholen, nur weil am allerletzten Teil ein superfieser Zwischenboss wartet, der einen innert Sekunden pulverisiert. Das sind dann die Momente, in denen Joypads zu Bruch gehen oder Dinge quer durch den Raum geworfen werden.
Und genau darin liegt der Spass des Ganzen. Die Momente grenzenloser Wut, weil man «sooo knapp» einen Kampf verloren hat, werden von Momenten endloser Glücksgefühle abgewechselt, weil man den Boss «eeeeendlich besiegt» hat. BLOODBORNE nimmt den Spieler nicht an der Hand. Es versetzt ihm einen Tritt und sagt ihm «versuch es nochmal, du Versager!». Und dieses masochistische Element macht den ganzen Reiz aus.
Alles sehr stimmig
Abgesehen von der spielerischen Brillanz, ist BLOODBORNE auch technisch hervorragend. Die düstere Welt von Yharnam wurde unglaublich atmosphärisch umgesetzt. Betritt man die unheimlich erleuchtete Stadt das erste Mal, läuft einen ein kalter Schauer über den Rücken. Die entstellten Menschen und Monster tun das Übrige: Ob klein oder hausgross, die Gegner sind eine Augenweide der Monstrosität. Zudem läuft das Ganze höchst flüssig und auch die Ladezeiten sind erträglich.
BLOODBORNE hat auch einen sehr ansprechenden Weg gefunden, Mehrspieler-Elemente einzubauen. So können einerseits Freunde zur Unterstützung gegen besonders üble Blosse zur Hilfe gerufen werden, im erwähnten Hunter’s Dream können aber auch gemeinsam zufällig generierte «Chalice Dungeons» bezwungen werden. Zudem gibt’s auch die aus früheren Soul-Spielen bekannten «Memoirs»: Stirbt man, so kann man ein virtuelles Grabmal hinterlassen, das entweder Nachfolger verhöhnt oder ihnen wertvolle Tipps gibt. Ist man also in Yharnam unterwegs und entdeckt auf einmal einen Haufen virtueller Grabsteine, ahnt man schnell, dass in der Nähe ein ziemlich heftiger Unhold wartet.
Meilenstein des Genres
Das Gesamtpaket stimmt: BLOODBORNE ist ein fantastisches Rollenspiel und darf getrost zu den Meilensteinen des Genres gezählt werden. Sämtliche Befürchtungen, das Spiel würde als inoffizieller Dark Souls 2 Nachfolger niemals an dessen Leistungen heranreichen, wischt das Spiel mit dem Hieb einer blutigen Riesenaxt hinweg. Grafisch, spielerisch- Ladies and Gentlemen, we have a winner.
Entsprechend gibt’s auch hier eine verdiente Fast-Höchstwertung von 9 von 10 Punkten. Niemals war der Schriftzug «YOU DIED» willkommener.
Titel: Bloodborne
Plattform: PS4 (exklusiv)
PEGI: Ab 18 Jahren
Spieler: 1-4
Preis: ca. 79 Franken