Usain Bolt ist zurück. Der Weltrekordhalter, Olympiasieger und Weltmeister über 100 m aus Jamaika läuft am Diamond-League-Meeting in London bei misslichen Bedingungen zweimal 9,87 Sekunden.
Bei Regen und tiefen Temperaturen (13 Grad Celsius) sowie Gegenwind zeigte Bolt, dass er von seiner Klasse nichts eingebüsst hat. Vor allem der Auftritt im Vorlauf dürfte den 28-jährigen Jamaikaner zuversichtlich stimmen, als er ohne voll durchzuziehen und bei einem Gegenwind von 1,2 m/s mit 9,87 Sekunden erstmals in dieser Saison unter zehn Sekunden blieb. Im Final hatte Bolt dann wesentlich mehr zu kämpfen. Erst auf den letzten Metern vermochte er den Amerikaner Michael Rodgers (9,90) abzufangen.
Die Fragen um den Ausnahmeathleten hatten sich in den letzten Wochen gehäuft. Kommt Bolt rechtzeitig in Form? Wie steht es um seine Gesundheit? Tritt der Jamaikaner in einem Monat in Peking überhaupt über 100 m, 200 m und in der Staffel zur Titelverteidigung an? Gestern Freitag, auf der Bahn des Londoner Olympiastadion von 2012, wo er drei seiner grössten Erfolge der Karriere gefeiert hatte, räumte Bolt nun alle Zweifel aus.
Vor London hatte sich Bolt wie bereits in der letzten Saison rar gemacht. Sein letztes 100-m-Rennen war er am 19. April in Rio de Janeiro gelaufen, wo er mit 10,12 seine bis gestern gültige Saisonbestzeit aufstellte. Auch bei seinem zuvor letzten Einsatz Mitte Juni in New York über 200 m hatte Bolt nicht zu überzeugen vermocht. Und spätestens als er wegen eines blockierten Sakroiliakal-Gelenks im linken Bein auf die Teilnahme an den Diamond-League-Meetings in Paris und Lausanne verzichtete, nahmen die Spekulationen und Gerüchte um den Form- und Gesundheitszustand des Weltrekordhalters zu.
Als erste Schweizer Athleten an der mehrtägigen Veranstaltung in London standen Marisa Lavanchy, Lea Sprunger, Mujinga Kambundji und Sarah Atcho über 4×100 m im Einsatz. Für das Quartett resultierte am Ende hinter den USA, Holland und Grossbritannien, aber noch vor Polen und Frankreich in 43,25 Sekunden der vierte Platz, womit die Schweizerinnen um 0,14 Sekunden über der Anfang Juni in Genf aufgestellten Saisonbestzeit blieben. Den vor gut einem Jahr in Lausanne gelaufenen Schweizer Rekord (42,94) verpassten die vier um gut drei Zehntel.
Das schlechte Wetter machte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. Der Stabhochsprung mit dem Weltrekordhalter Renaud Lavillenie (Fr) musste wegen der Nässe auf Samstag verschoben werden, da die Gesundheit der Athleten durch den rutschigen Anlauf gefährdet gewesen wäre.