Tobias Jundt alias Bonaparte veröffentlicht mit «The Return Of Stravinsky Wellington» ein Album der Rückbesinnung. Eins, das wieder mehr an den kreativen Solomusiker erinnert als an die exzentrische Rampensau, als die er sich immer seltener zeigt.
«Die entlaufene Katze ist zurück», sagt der 39-Jährige im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Und meint damit sich selbst, so wie er sich vor einigen Jahren wahrgenommen hat. Als er Musik primär um der Musik Willen schrieb – und nicht im Hinblick auf die nächste skurril-exzessive Bühnenshow.
Und dafür war Bonaparte in den letzten Jahren bekannt. Schrille Kostüme, Drogentrip-ähnliche Punk-Revues, je lauter, wilder, nasser, desto besser. «Das neue Album ist ein Album für den Tag», so der in Berlin lebende Berner. Eines, dass man sich zu Hause einfach so anhören könne. «Ich bin mir nicht sicher, ob die Leute meine letzten Alben daheim eingelegt haben», sagt er. «Wahrscheinlich höchstens als Vorbereitung für unsere Konzerte.»
Seine Live-Auftritte hat Jundt bewusst reduziert. Der Vater zweier Töchter im Alter von 3 und 5 Jahren – mit der Älteren hat er den herrlich punkigen Titel namens «High Five In Your Face» erarbeitet – setzt sein Hauptaugenmerk auf die Studioarbeit.
Für das Schreiben der neuen Songs ist er viel gereist, etwa an den Strand von Neuseeland, wo er bei Sonnenaufgang die Partien der Bläser geschrieben hat und zur Ruhe gekommen ist. Konzerte am Gurtenfestival und am Lethargy Festival in Zürich werden die einzigen Schweizer Shows in diesem Jahr sein.
Party im «Halfway House»
Müdigkeitserscheinungen? Von wegen. Tobias Jundt hält es wie die Protagonisten in seinem Song «Halfway House». Diese erklären, dass sie nicht in einer Midlife-Crisis stecken, sondern lediglich Spass haben. So hat auch er Freude daran, für einmal wieder ein weniger rasendes Album vorzulegen, das mit «Kinfolk» und «Wolfenbüttel» Nummern enthält, die maximal ein gemütliches Schritttempo vorgeben.
Recht hat er. «The Return Of Stravinsky Wellington» ist ein wunderbares Album für den Tag. Mit «Fuck Your Accent» aus dem Haus, auf dem Arbeitsweg zu «White Noize» über das aktuelle Weltgeschehen nachdenken, zu «Halfway House» über das Leben sinnieren, und später, begleitet von «Hey (Is For Horses)» in die Gartenbeiz schlendern, ein Feierabendbier bestellen und mit dem Sonnenuntergang ins Bett sinken.