Vor 80 Jahren wurden Bonnie Parker & Clyde Barrow von der Polizei erschossen. Der Mythos des amerikanischen Gangsterpärchens lebt bis heute.
Sie brauchten nur zwei Jahre, um zu einer amerikanischen Legende zu werden. Vor 80 Jahren, am 23. Mai 1934, wurden Bonnie Parker und Clyde Barrow auf der State Route 154 in Louisiana in einem Hinterhalt von der Polizei regelrecht durchsiebt.
Das Paar war jung, als es starb: Bonnie 23, Clyde 25. Doch ihre kurze Gangsterkarriere geriet zu einem der grössten amerikanischen Mythen aus der Zeit der Public Enemies. Beide stammten sie aus ärmlichen Verhältnissen, beide gerieten bereits als Teenager mit dem Gesetz in Konflikt, bevor sie sich 1930 erstmals trafen und ein Paar wurden. Von 1932 bis zu ihrem Tod überfielen Bonnie und Clyde mit ihrer Bande Banken, Tankstellen, Lebensmittelläden und als Racheakt eine Gefängnisfarm.
Bei alldem hinterliessen sie eine blutige Spur im Mittleren Westen der USA: 14 Menschen kamen auf ihren Raubzügen ums Leben, mehrheitlich Polizisten. Die brutale Entschlossenheit, die verwegene Romantik und nicht zuletzt die herrschende Wirtschaftskrise, die in weiten Teilen der USA zur Verarmung führte, umgaben das Gangsterpärchen noch zu seinen Lebzeiten mit einer verklärenden Aura à la Robin Hood. Hinzu kam das Gedicht «The Story of Bonnie and Clyde», das Bonnie Parker wenige Wochen vor ihrem Tod schrieb. Es wurde von mehreren Zeitungen veröffentlicht und strich das Sagenhafte dieser Liebesgeschichte heraus:
«They made up their minds
If all roads were blind
They wouldn’t give up till they died.»
Der romantisierte Mythos von Bonnie & Clyde war bald nach ihrem Tod reif für den Film: Die erste Adaption des Stoffs kam 1937 von Fritz Lang, Variationen des Themas fanden sich bis zu «Natural Born Killers» und «Thelma & Louise». Die bis heute bekannteste Verfilmung jedoch kam 1967 ins Kino – und endete umgehend in einem Verriss.
Faye Dunaway und Warren Beatty spielten ein soigniertes Gangsterpaar, das deutlich älter war, eleganter und mehr nach Upper-Class aussah als die historischen Vorbilder, jedoch den romantischen Gehalt der Story mit der Gebrochenheit der Charaktere und ihrer fatalen Gewaltbereitschaft kontrastierte.
Als gewaltverherrlichend wurde der Film zu Beginn qualifiziert, später jedoch rehabilitiert: Heute gilt «Bonnie & Clyde» als einer der Gründungsfilme des New Hollywood Cinema, das differenziertere Figuren und neue Erzählformen einführte, in denen Helden und Schurken nicht mehr klar unterscheidbar waren. Eine Ambivalenz, die für Bonnie und Clyde bis heute gilt.
Nicht nur in den Film, auch in die Popmusik ist das Motiv der liebenden Outlaws eingegangen. Ein Glanzstück ist das Duett «Bonnie and Clyde» von Serge Gainsbourg und Brigitte Bardot aus dem Jahr 1968, inspiriert vom gleichnamigen Hollywood-Film und von Bonnies Gedicht.
Das Lied war einer von zwei Vorschlägen, die Gainsbourg Bardot schickte, nachdem sie von ihm verlangte, ihr das schönste Liebeslied zu schreiben, das er sich vorstellen könne. «Bonnie and Clyde» wurde ein Hit, die Affäre zwischen Gainsbourg und Bardot war dennoch von kurzer Dauer. Den zweiten der beiden Vorschläge sang – oder vielmehr stöhnte – er danach mit Jane Birkin nochmals in «Je t’aime moi non plus».