In zwei Jahren sollen auf dem Erlenmatt-Areal über 600 neue Wohnungen stehen. Nach dem Nein zum Tram machen sich die Investoren Gedanken zur Mobilität. Die ÖV-Gegner nehmen derweil den Margarethenstich ins Visier.
350 Bauarbeiter befinden sich derzeit auf der Grossbaustelle Erlenmatt-Areal. Bis Anfang 2016 entstehen im Westen des neuen Stadtviertels sechs Gebäude mit insgesamt 663 Wohnungen im 2000-Watt-Standard, darunter ein Seniorenzentrum mit 119 Wohnungen, das bis Ende Jahr bezugsbereit sein soll. Gesamtinvestition auf den vier Baufeldern: 217 Millionen Franken. Die Arealentwicklerin Losinger Marazzi rechnet mit 1000 bis 1200 neuen Einwohnern im Westen des Areals.
Das Nein des Stimmvolks zum Erlenmatt-Tram am Sonntag mit rund 52 Prozent ist für Benoît Demierre, bei Losinger Marazzi Niederlassungsleiter Basel, enttäuschend. Es will nicht in sein Konzept für dieses Areal hineinpassen: «Schade, ist es so herausgekommen, zumal wir sehr auf Mobilität setzen.» So werde es auf dem Areal nur wenige Autoparkplätze geben, stattdessen sollen «viele» Veloabstellpätze bereitgestellt werden. Elektroanschlüsse für E-Bikes und E-Autos hat das Unternehmen in seinen Pläne für das Quartier ebenfalls vorgesehen. Geprüft wird momentan zudem das Angebot von Car- und Bikesharing.
«Kein Untergang – aber bedauerlich»
«Das Quartier soll fussängerfreundlich sein. Eine direkte Tramanbindung wäre zweifellos ein grosser Vorteil gewesen», sagt Demmierre. Es sei aber nicht so, dass das Erlenmatt-Areal heute gar nicht an den ÖV angebunden sei. «Glücklicherweise gibt es einen Bus und in der Nähe die Tramlinie 14. Ein Untergang ist das Nein also nicht – aber bedauerlich.»
Auch die Stiftung Habitat, die für die Entwicklung im im Osten des Areals verantwortlich ist und dort 300 Wohnungen bauen wird, zeigt sich enttäuscht: «Wir bedauern den Entscheid. Diesen gilt es zu akzeptieren», sagt der Leiter des zuständigen Projektbüros, Urs Buomberger. An der Planung der Stiftung Habitat ändere sich nach dem Nein jedoch nichts. «Wir gehen derzeit davon aus, dass mehr Busse zum Einsatz kommen.»
Gegner sehen «Richtungswechsel»
Die Gegner des Erlenmat-Trams, das ab 2019 vom Badischen Bahnhof durch die Schwarzwaldallee und die Erlenstrasse zum Riehenring hätte fahren sollen, haben selber nicht mit einem Sieg gerechnet. Normalerweise bringt die Regierung ihre Verkehrsvorhaben problemlos durch. SVP-Grossrat und Mitglied des Komitees gegen das Erlenmatt-Tram, Joël Thüring, spricht von einem «Richtungswechsel»: «Die Ausgangslage hat sich nach dem Abstimmungssonntag geändert. Die Regierung muss künftig sehr gut überlegen, welche ÖV-Projekte sie priorisiert.»
Und Thüring wittert nach dem Nein Morgenluft für den Kampf gegen weitere Projekte im ÖV-Bereich. Er hinterfragt beispielsweise den Margarethenstich. Die 250 Meter lange und insgesamt 27,15 Millionen Franken teure Strecke soll 2017 in Betrieb genommen werden und von Basel-Stadt und Baselland zu 50 Prozent finanziert werden. «Die 250 Meter stehen in keinem Verhältnis zu den Kosten und Nutzen. Eigentlich käme das Projekt zu 100 Prozent Baselland zugute, dann soll auch Baselland zahlen», findet der SVP-Grossrat. Es sei für ihn eine Option, dagegen anzukämpfen.